Der Pflasterstrand lässt Zuhörer ausspannen

„Unter dem Pflaster liegt der Strand“ - Menschen sollen Stadt als Lebensraum begreifen.

Wuppertal. Laut und wohlklingend füllen die Töne den Platz, locken Menschen an, laden zum Verweilen ein. Vor der Bühne stehen Sofas, weiter hinten Metalltische mit Stühlen oder zum Stehen. Musik unplugged, das heißt Akustikmusik ohne künstliche Verzerrungen und Effekte, schallt von der Bühne. Neben Musikklassikern tönen Coverversionen und eigene Songs aus den Boxen und motivieren zum Stehenbleiben und Zuhören. Seit diesem Wochenende sind wieder Sommerferien und damit ist Pflasterstrand-Zeit.

Mitten in der Barmer Innenstadt auf dem Geschwister-Scholl-Platz bietet sich den Zuhörern zur Auftaktveranstaltung ein beeindruckendes Musikprogramm. Wie bereits in den vergangenen beiden Jahren geht es auch in diesem Jahr wieder darum, Musikern eine Bühne zu geben. „Wir wollen hier einen Dialog ermöglichen zwischen verschiedenen Altersgruppen und Stilen von Musikern“, erzählt Organisator Dirk Jessewitsch vom Haus der Jugend.

Den Anfang machen die fünf jungen Männer der Velberter Band Capture Tomorrow. In Jeans, weißen Hemden, schwarzen Krawatten und mit einer Portion Selbstironie sorgen sie für eine stilvolle und rockige Einstimmung des Publikums. Die zuvor meist leeren Sitze füllen sich, Passanten bleiben stehen, hören zu, verweilen. „Super“, heißt es überall. „Pflasterstrand soll helfen, die Stadt als Lebensraum zurück zu erobern“, so Jessewitsch zum Hintergrund — unter dem Pflaster liegt der Strand.

Wem der Rock nicht zusagt, der bleibt spätestens bei der zweiten Gruppe Fonchi Espiritu mit ihren südamerikanischen Klängen und dem bunten Instrumentenmix stehen. Auch die Pflasterstrand-Urgesteine von 21 Gramm sind wieder dabei. Die Band, deren Musik so wenig mit dem Klischee der Boygroups gemein hat und vor allem durch die volle und reife Stimme des jungen Sängers besticht, lockt die meisten Zuhörer auf den Platz. Bereits nach dem ersten Lied sind alle Plätze besetzt.

Auch Two of Us — ein Duo, dass sich während einer Kur kennenlernte und kurzerhand auch danach noch weiter gemeinsam Musik machte — und das zweite Urgestein des Nachmittags, Johannes Butterweck, verzaubern das Publikum mit ihrer sanfteren Musik und bieten den perfekten Kontrast zu dem Rock der Jugend. Zum Dank bekommen alle stilecht einen goldenen Pflasterstein von den Moderatoren Vera Eggemann und Olaf Reitz überreicht — als gewichtige Erinnerung an ihren Auftritt.

Gewichtig bleibt auch das Resume des Publikums: „Einfach wieder wunderschön und voller Überraschungen“, resümiert ein älteres Ehepaar, das während des samstäglichen Einkaufsbummels immer wieder eine Pause auf dem Platz einlegte, um sich von der „jungen und alten“ Musik verzaubern zu lassen.