„Die Akustik ist phänomenal“
Franz Xaver Ohnesorg, Intendant des Klavier-Festivals Ruhr, über die vier Konzerte in der Historischen Stadthalle.
Wuppertal. Seit fast 30 Jahren gibt es das Klavier-Festival Ruhr und ist mit das Größte seiner Art weltweit. Über drei Monate umfasst es jährlich im Sommer etwa 70 Konzerte in Nordrhein-Westfalen und wird von rund 50 000 Menschen besucht. Erstmalig finden in diesem Jahr gleich vier Events mit hochkarätigen Musikern in der Stadthalle statt. Am 15. März war bereits Daniel Barenboim als Pianist auf dem Johannisberg. Franz Xaver Ohnesorg, Intendant des Festivals, gibt Auskunft über seine Wuppertaler Pläne und die drei bevorstehenden Stadthallen-Veranstaltungen.
Seit wann ist das Klavier-Festival Ruhr in der Stadthalle mit wie vielen Konzerten zu Gast?
Franz Xaver Ohnesorg: Anfang des Jahrtausends haben wir damit angefangen — mit jährlich einem Konzert.
Wann und warum gab es erste Überlegungen, hier öfters präsent zu sein?
Ohnesorg: Vor gut einem Jahr konkretisierte sich der Plan, weil wir und die Künstler die Stadthalle über alle Maßen schätzen. Die Akustik ist phänomenal. Ich bin dankbar, dass wir mit tatkräftiger Unterstützung der Stadthallen-Geschäftsführung zusätzliche Sponsoren gewinnen konnten. Denn wir sind vollständig privat finanziert.
Sind diese vier Konzerte in diesem Jahr eine Ausnahme, oder beabsichtigen Sie, in Wuppertal auch künftig mehr Veranstaltungen anzubieten?
Ohnesorg: Ja, wir wollen weiterhin vier Konzerte in der Stadthalle veranstalten. Das erste nächstes Jahr am 9. März ist unser zweites Stiftungskonzert. Internationale Stars haben zugesagt. Wir wollen auch künftig das allerbeste anbieten und hoffen, auf ein verstärktes Publikumsinteresse stoßen zu dürfen.
Am 28. Juni kommt Starpianist Jean-Yves Thibaudet mit dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter seinem Chef Pietari Inkinen. Warum wird ein amerikanisches Programm geboten, und wie passen die Sinfonischen Tänze von Sergej Rachmaninow dazu?
Ohnesorg: Unser diesjähriges Motto lautet „The Americas“. Die Ouvertüre zu „Candide“ und die sinfonischen Tänze aus der „West Side Story“ von Leonard Bernstein, George Gershwins Concerto in F sind fantastische Werke. Und Rachmaninow schrieb die Tänze in Amerika. Wir haben das Projekt mit Thibaudet konzipiert als Koproduktion mit den Ludwigsburgern Schlossfestspielen. Und Inkinen ist ein ganz hervorragender Dirigent.
Am 5. Juli spielt Gabriela Montero Werke von Franz Schubert und Robert Schumann. Anschließend improvisiert sie. Ist das nicht ungewöhnlich im Klassikbereich?
Ohnesorg: Die Venezuelanerin Gabriela Montero hat sich eine großartige Karriere erarbeitet. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das Improvisieren bei klassischen Konzerten eine hohe Kunst. Sie ist nur verloren gegangen. Montero hat eine überbordende Fantasie. Sie kann spontan aus Themen etwa eine Chaconne im Stil von Johann Sebastian Bach schaffen oder aus dem Hier und Jetzt nach Art von Chopin, Gershwin, Rachmaninow improvisieren. Dieser Schöpfungsprozess ist ein absolutes Erlebnis für die Musikfreunde.
Schließlich gastiert der weltberühmte Bassbariton Thomas Quasthoff am 16. Juli mit drei erstklassigen Jazzmusikern. Vor ein paar Jahren hat er zwar überraschend seine klassische Gesangskarriere beendet. Trotzdem ist er immer noch als Jazzsänger zu erleben. Wie kommt das?
Ohnesorg: Seiner alten Leidenschaft Jazz ist er früher nur nebenbei nachgegangen. Nun ist er intensiver dabei. Als er mit dem Trio vor fünf Jahren beim Klavier-Festival sein Debüt gab, standen die Leute Kopf. Die vier Musiker inspirieren sich wechselseitig. Er ist mindestens so gut wie Frank Sinatra. Das wird sicher ein charismatischer Abend.