Die Freude an hinreißenden Kunstwerken teilen

Der Direktor des Von der Heydt-Museums über seine Arbeit.

Foto: Anna Schwartz

Gelegentlich werde ich von Besuchern des Von der Heydt-Museums angesprochen, die es als besonders angenehm empfinden, dass wir bei manchen Ausstellungen die Bildtitel in großen Buchstaben oberhalb der Kunstwerke anbringen und nicht - wie das häufig in anderen Museen zu beobachten ist - in winziger Schrift auf kleinsten Kärtchen, möglichst weit weg vom Objekt und in Kniehöhe. Unsere Besucher freuen sich, dass sie im Museum deshalb nicht ständig von der Fernbrille zur Lesebrille wechseln und sich auch vor den Werken bedeutender Künstler nicht verbeugen oder sogar in die Knie gehen müssen.

Foto: Anna Schwartz

Das ist, für sich gesehen, natürlich eine Kleinigkeit, aber in diesem Detail steckt doch etwas von dem Geist, in welchem meine Kolleginnen und Mitarbeiter das Von der Heydt-Museum bespielen. Wir wollen unserem Publikum nicht nur möglichst prächtige, eindrucksvolle Ausstellungen präsentieren, sondern wir geben uns Mühe, einen Museumsbesuch angenehm, interessant und zugleich durchaus auch lehrreich zu gestalten. Es ist uns wichtig, dass sich die Besucher in unserem Museum wohlfühlen; denn, davon sind wir überzeugt, nur dann können sie die ausgestellten Kunstwerke genießen und die Idee der Ausstellungen nachvollziehen und sich so positiv und kreativ mit der Kunst auseinandersetzen.

An einem Museum zu arbeiten, bedeutet ja nicht nur, sich wissenschaftlich mit Objekten auseinanderzusetzen, darüber zu forschen, zu schreiben, die Objekte aus aller Herren Länder herbei zu betteln. Am Museum zu arbeiten, heißt auch: zu teilen, die Freude über diese so interessanten, oft von hinreißender Schönheit geprägten Werke den Besuchern zu vermitteln, weiterzugeben, und in den Besuchern dieselbe Begeisterung für ein Thema zu erwecken wie die, die man selbst empfindet, wenn sich die Tresortür öffnet oder der Deckel einer Transportkiste gelüftet wird und das Objekt der Begierde strahlend zum Vorschein kommt.

Da soll dann auch nichts stören. Wie in einem Konzert ist es dann mucksmäuschenstill, und ein Lächeln breitet sich auf den Gesichtern der Umstehenden aus. Wir schaffen - und sei es auch mit großen Beschriftungen über den Kunstwerken - den Rahmen, in welchem Kunst wahrgenommen werden kann.

Und wenn das gelingt, dann ist ein Museumsdirektor in Wuppertal einfach nur glücklich.