Kolumne Die fünf Bücher Mose werden besonders wertgeschätzt
Wuppertal · Warum Juden die fünf Bücher Mose besonders wertschätzen, schreibt Ruth Tutzinger in der WZ-Kolumne „Was glauben Sie denn?“
TeNaCh ist die bei den Juden geläufigste Bezeichnung der hebräischen Bibel. Die hebräische Schrift ist eine Konsonanten-Schrift. Die Vokale werden durch kleine Zeichen unter den Konsonanten ausgedrückt. Der Buchstabe „T“ steht für „Tora“ (die fünf Bücher Mose), der Buchstabe „N“ für „Neviim“ (die Bücher der Propheten) und der Buchstabe „C“, der am Anfang eines Wortes wie ein „K“ ausgesprochen wird, steht für „Cetuwim“ (die Schriften). Diese Bücher bilden zusammen den Kanon der hebräischen Bibel, deren Kernstück die Tora, die fünf Bücher Mose, sind.
Im Hebräischen sind die Bücher jeweils nach dem ersten Wort des Textes benannt. Das 1. Buch beginnt mit „Bereschit“ („Im Anfang“), das 2. Buch mit „We’eleh schmot“ („Und dies sind die Namen“), das 3. Buch mit „Wajikra“ ( „Und es rief“), das 4. Buch mit „Wajedaber Ha’Schem el Mosche bamidbar“ („Und es sprach Gott zu Mosche in der Wüste“) und das 5. Buch schließlich mit: „Eleh hadewarim“ („Dies sind die Worte“).
Es ist interessant, zu sehen, dass mit den späteren lateinischen Bezeichnungen der Bücher („Genesis“, „Exodus“, „Levitikus“, „Numeri“ und „Deuteronomium“) gleich der vermeintliche Schwerpunkt des jeweiligen Buches genannt wird, während die hebräischen Namen der Bücher nichts vorwegnehmen, sondern ganz wertfrei eine neue Erzählung eröffnen. Die fünf Bücher Mose werden auch „Chumasch“ (das „Fünfbuch“) genannt, was der späteren Bezeichnung seitens des hellenistischen Judentums mit „Pentateuch“ entspricht.
Der Begriff „Tora“ wird meistens mit „Weisung, Unterweisung, Lehre“ übersetzt, aber er greift weit darüber hinaus. Die Tora ist der Inbegriff der Weisheit, wird von den Gelehrten des Talmuds als präexistent, ja als Bauplan der Welt angesehen. Da die fünf Bücher Mose im Kontext der hebräischen Bibel als „Tora“ bezeichnet werden, unterstreicht dies ihre besondere Wichtigkeit und Wertschätzung.
In religiösen Familien werden die Kinder mit drei Jahren langsam an das Lernen der Texte herangeführt. Man lehrt sie die ersten kleinen Gebete und Segenssprüche und nach und nach die hebräischen Buchstaben. In liberaleren Familien erzählt man den Kindern die ersten spannenden Geschichten z.B. von der Arche Noah oder wie Mirjam half, ihren kleinen Bruder Mosche zu retten. Wer regelmäßig den Synagogen-Gottesdienst besucht, verinnerlicht die fünf Bücher Mose auf jeden Fall, denn sie werden in jedem Jahr einmal ganz gelesen. Dazu wurden sie in die entsprechenden Wochenabschnitte eingeteilt. In liberalen Gemeinden bevorzugt man einen Dreijahresrhythmus. Vor der Lesung aus der Tora werden Psalmen und andere Texte gesungen und gebetet und nach der Lesung wird noch ein Abschnitt aus den Propheten oder den anderen Schriften gelesen, der mit dem Inhalt des Tora-Abschnittes korrespondiert. Danach werden noch weitere Gebete gesungen oder gesprochen. In den meisten Gemeinden gibt es im Anschluss einen gemeinsamen Imbiss, dem der Kiddusch, der Segen über Wein und Brot, vorausgeht. Nach dem Tischgebet wird in der Regel noch gemeinsam gelernt. Juden sagen nicht, sie lesen Tora, sondern sie lernen Tora. Zu diesem Lernen gehört, dass man sich mit der frühen Übersetzung von Onkelos ins Aramäische und mit den bedeutenden Kommentaren der Gelehrten aus der talmudischen Epoche, dem Mittelalter und der Neuzeit auseinandersetzt. Das führt häufig zu lebhaften Diskussionen aber eben auch zu vertieftem Wissen.
Die Wertschätzung der fünf Bücher Mose drückt sich auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild aus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Texten werden sie bis heute von extra dafür ausgebildeten Tora-Schreibern mit einem Federkiel und einer besonderen schwarzen Tinte auf Pergamentbahnen geschrieben. Dabei darf dem Schreiber kein Fehler unterlaufen. Die Bahnen werden zusammengenäht und mit zwei Holzstäben versehen, mit deren Hilfe man die Bahnen dann rollen kann. Die Stäbe haben unten Handgriffe und oben eine kleine Platte und noch Spielraum für Schmuckaufsätze.
Darauf kann ich hier nicht noch näher eingehen, weil der Raum für die Kolumne begrenzt ist. Wenn Sie mögen, treffen wir uns aber in drei Wochen wieder, dann erzähle ich Ihnen mehr über den Schmuck der Tora und die anderen Bücher des TeNaCh. Bleiben Sie bis dahin behütet, gesund und zuversichtlich!