Die guten Geister vom Gutenbergplatz

Marion und Jürgen Lipus putzen das Areal am Arrenberg. Dafür bekommen sie viel Lob und sorgen für ein besseres Miteinander.

Foto: Stefan Fries

Arrenberg. Marion und Jürgen Lipus sind die „guten Geister vom Gutenbergplatz“ — so jedenfalls nennt sie Hans-Georg Walter. Walter ist Vorsitzender des Vereins Aufbruch am Arrenberg und Miteigentümer des Gebäudes am Gutenbergplatz, wo er als Rechtsanwalt arbeitet. Von seinem Büro aus hat er den Platz gut im Blick. „Ich habe letztes Jahr mal ein Foto gemacht. Es sah aus, als hätte es geschneit“, sagt er. Denn an dem Spielplatz war alles voller Sand, und der rot gepflasterte Bereich zur Schwebebahn hin voller Schalen von Nüssen, die dort gegessen, aber deren Überbleibsel nicht weggeräumt wurden. Dazu habe es auch viel anderen Müll gegeben. Das sagte etwa auch Dajana Meier vom Verein Neue Ufer, die sich wiederholt beklagt hatte, dass man auf dem Platz „knietief im Müll“ stehe, wenn gutes Wetter war.

Der Anblick habe sich aber seit einiger Zeit geändert — und zwar zum Besseren. Und das hat mit den „guten Geistern“ zu tun. Denn die beiden drehen seit Mai ihre Runden auf dem Spielplatz. Etwa zwei Stunden jeden Morgen. „Ich mache das gerne, bevor die Kinder hier sind“, sagt Jürgen Lipus. Er fährt früh am Morgen mit seinem Rollstuhl über den Platz, ausgestattet mit einer Greifzange und einem Eimer, parallel dazu fegt seine Frau.

Wie es dazu gekommen ist? Marion Lipus erinnert sich, dass sie immer geschimpft hätten, über den Müll und die Leute, die den Platz so verkommen liessen. Bis sie eines Tages ihrem Mann gesagt habe, er solle lieber etwas ändern als zu schimpfen. Und so zog er los. „Das war der 11. Mai“, sagt sie. „Am 12. war ich auch dabei.“

Jürgen Lipus wohnt seit seiner Geburt an der Simonsstaße. Der Gutenbergplatz sei der Dreh- und Angelpunkt für ihn und für seine vier Kinder gewesen. „Ich habe hier die schönsten Jahre verbracht“, sagt er. Jetzt sollen das auch seine neun Enkel erleben dürfen. Ebenso wie die Kinder der Nachbarschaft.

Die Nachbarschaft um den Platz ist nicht die beste. Es gibt viele sozial schwache Familien, viele mit Migrationshintergrund. Familie Lipus bezieht all diese Leute mit ein. Jürgen Lipus: „Wenn die Menschen aus anderen Ländern herkommen, sagt man, sie sollten ihre Umgebung respektieren und sich an Regeln halten. Aber man muss auch die Menschen respektieren.“ Und so gehen die beiden auf alle Nutzer des Areals zu. Verteilen Aschenbecher und Mülltüten für die Nussschalen. Sprechen die Leute an und erklären ihnen, wie sie sich verhalten sollen. Walter lobt die Herangehensweise: „Sie reinigen nicht nur, sie integrieren auch und sorgen für ein gemeinsames Ziel.“

Das ist nicht immer leicht, auch weil der Platz bisher nicht als Spielplatz ausgeschildert ist. Laut Stadtsprecherin Martina Eckermann arbeitet die Verwaltung aber gerade daran. Die Schilder sollen bis Ende des Jahres stehen. Eine kurzfristige Beschilderung werde gerade geprüft.

Das könnte die Arbeit des Ehepaars Lipus durchaus unterstützen. Auch, weil es teils schwierig sei, trinkenden Mitbürgern nahezubringen, dass sie auf Spielflächen nicht trinken dürfen. Jürgen Lipus möchte deswegen auch eine Alternative schaffen, statt Menschen ihren Aufenthaltsraum zu nehmen. Er tritt für Bänke auf der gegenüberliegenden Wupperseite ein, auf der Grünfläche. Auch das prüft die Stadt gerade, so Eckermann.

Ihre Arbeit wird also wahrgenommen. Aber das nicht immer nur positiv. Sie müssen auch immer wieder Kritik einstecken. „Wir nerven“, erklärt Marion Lipus scherzhaft. „Aber je mehr ich nerve, desto mehr erreiche ich.“ Und der Erfolg gibt ihr Recht. Sie selbst sagt, dass es deutlich sauberer geworden sei auf dem Platz. Das bestätigt auch Hans-Georg Walter, der auch mehr Zulauf aus der Nachbarschaft auf dem Platz sieht. Und auch Dajana Meier, die gar nicht um Familie Lipus wusste, sagt seit einiger Zeit, es sei deutlich besser am Gutenbergplatz.