Wuppertaler Stadtjubiläum Die Hügel waren nicht hoch genug: Fünf Türme für Wuppertal
Elisenturm, Toelleturm, Von der Heydt-Turm, Weyerbuschturm und Bismarckturm sehen nicht nur toll aus, sondern sind zum Teil auch begehbar.
Der Sonntagsausflug führte Mitte des 19. Jahrhunderts ins Grüne. Bürgerliche Familien, aber auch Arbeiter zogen mit Brotzeitkorb auf die Hügel Elberfelds und Barmens. Oder sie kehrten dort in einfache Wirtshäuser ein, wie später bei Schmeer Emma, die für ihre dick bestrichenen Butterstullen berühmt war. Doch die Hügel waren den Wuppertalern nicht hoch genug; sie wollten über die Bäume hinweg in die Ferne gucken. Deshalb ließen wohlhabende Industrielle Aussichtstürme errichten.
Den Beginn machte der Textilfabrikant und Stadtrat Engelbert Eller: Er hatte auf der Hardt einen Sommersitz eingerichtet, von dem heute noch Villa und Orangerie zeugen. Anstelle einer früheren Windmühle ließ Eller 1838 einen Aussichtsturm samt Sternwarte bauen – den frühesten Aussichtsturm im Rheinland. Mit dem Namen drückte er seine Loyalität zum preußischen König aus: Der Elisenturm ist nach Königin Elisabeth Ludovika benannt, deren Mann 1840 den preußischen Thron bestieg. Etwa zehn Jahre später durfte auch die Elberfelder Bevölkerung die Aussicht genießen. Später vererbte Ellers Witwe den Turm dem Roten Kreuz, das ihn 1907 an die Stadt Elberfeld verkaufte. In der Zeit der schlimmen Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten ausgebombte Elberfelder im Elisenturm. Erst in den 1950ern diente er wieder als Aussichtsturm. 1966 wurde das Gemäuer saniert, 1985 der Putz erneuert und 1998 wurde der Turm im heutigen prägnanten Rot-Weiß gestrichen. Bei gutem Wetter kann er sonntags ab 15 Uhr bestiegen werden und dient als Hochzeitsort.
Als Gedenkturm ist der Toelleturm oberhalb der heutigen Barmer Anlagen entstanden. Nach dem Tod des Fabrikanten Ludwig Ernst Toelle spendete seine Familie dem Barmer Verschönerungsverein 15 000 Mark für den Bau des Turms, da Toelle dort sehr gerne spazieren ging. Er war bekannt sowohl wegen seiner Fabrik für Hosenträger, Strumpfgürtel und Bandagenstoffe als auch als Stadtverordneter.
Am 29. April 1888 konnten die Barmer erstmals für zehn Pfennig Eintritt auf den Turm steigen. Damals konnten sie bis zum Kölner Dom gucken. Während des Ersten Weltkriegs hielten vom Toelleturm aus Soldaten nach feindlichen Fliegern Ausschau. 1969 musste der Toelleturm wegen Baufälligkeit geschlossen und 1977 weiträumig abgesperrt werden.
Erst durch viele Spenden konnte er 1978 saniert werden. Zehn Jahre später wurden erneut gravierende Sicherheitsrisiken entdeckt. Wieder spendeten die Wuppertaler fast eine Million Mark, um die Mauer zu stabilisieren. Am 11. August 1990 feierte der Barmer Verschönerungsverein die Wiedereröffnung des Turms. Er ist bei schönem Wetter samstags ab 15 Uhr und sonntags ab 12 Uhr zugänglich.
Auch der Elberfelder Verschönerungsverein wollte mithalten und schuf kurze Zeit später einen Turm, dessen Kosten zu zwei Dritteln von der Stiftung Karl von der Heydt getragen wurden. Der Stadtbauinspektor hatte ihn in „mittelalterlicher Burgenmanier“ mit Erker geplant. Am 24. September 1892 wurde der Von der Heydt-Turm der Öffentlichkeit übergeben. In den Jahren 1953 und 1992 wurde er saniert. Trotzdem kann er heute aus Sicherheitsgründen nicht bestiegen werden. Der Turm steht mitten im Wald auf dem Kiesberg.
Äußerlich ganz ähnlich sieht der Weyerbuschturm auf dem Nützenberg aus, der als Zwilling des Von der Heydt-Turms eine Wupperpforte bilden sollte. Der Knopffabrikant Emil Weyerbusch hatte das Geld dafür gestiftet, nachdem ein hölzerner Aussichtsturm an gleicher Stelle instabil wurde. Später finanzierte Weyerbusch daneben noch ein Wärterhäuschen.
Ursprünglich waren die Balkone unterhalb der Plattform auf 21,60 Metern Höhe offen. 1945 wurden sie jedoch mit Schiefer verkleidet, da Amateurfunker sie als Domizil nutzten. Sie verständigten sich von dort aus bis in 3000 Kilometer entfernte Gebiete. Seit einigen Jahren darf der Weyerbuschturm nur noch im unteren Teil betreten werden.
Der Bismarckturm an der Grenze zwischen Elberfeld und Barmen auf der Hardt hat deutschlandweit gleich 47 Geschwister. All diese übernahmen den Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Heinrich Kreis. Geehrt wurde damit im ganzen Land der 1898 verstorbene Reichskanzler Bismarck.
Barmen und Elberfeld wollten den Turm gemeinsam errichten. Die Spendensammlung zog sich jedoch jahrelang hin. Erst 1907 wurde der Turm eingeweiht und 1908 zur Besteigung freigegeben. 1999 und 2002 wurde der Turm saniert. Theoretisch könnte er für Besucher geöffnet werden, doch es fehlen Freiwillige für den Betrieb.