Die Kirche und die Politik: Viel Kritik und ein klarer Auftrag
Superintendentin Ilka Federschmidt und Stadtdechant Bruno Kurth diskutierten mit Bürgern über aktuelle Streitthemen.
Wuppertal. Sind politisches und kirchliches Engagement Auslaufmodelle? Warum Politik und Kirche die Schäfchen weglaufen, wollte die Frauen-Union der Wuppertaler CDU am Dienstagabend mit einer Gesprächsrunde im Katholischen Stadthaus Wuppertal klären.
Ilka Federschmidt, Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises, und Stadtdechant Dr. Bruno Kurth diskutierten mit Bürgern über das Thema. Moderiert wurde der Abend von Barbara Reul-Nocke, der Kreisvorsitzenden der Frauen-Union.
„Du sollst deinen Gott lieben“ und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ — an diese beiden biblischen Leitsätze erinnerte Bruno Kurth. Glaube und Mitmenschlichkeit — Kirche und Politik gehörten zur Demokratie unserer Gesellschaft.
„Der religiöse Mensch dient auch Gott und ist nicht nur auf seine Mitmenschlichkeit reduziert“, betonte Kurth. Daher plädierte er ebenso wie Ilka Federschmidt dafür, den Glauben an Gott auch in der Politik mehr ins Blickfeld zu rücken — „denn daraus schöpfen wir Kraft“.
So zog sich der Bogen der Diskussion über Missbrauchsfälle in kirchlichen Reihen, Kreuze als Symbol in deutschen Schulen, Schmähvideos und Karikaturen, Lohndumping bei Mitarbeitern der Diakonie bis zur Schließung von Kirchen.
Mehrere Anwesende betonten, die jüngsten kirchlichen Vorfälle hätten die Menschen kritischer werden lassen oder sogar zum Austritt bewogen. Schnittmenge für Politik und Kirche sollte die Verantwortung für Bürger einer Gesellschaft sein — da waren sich alle Sprecher einig. Umso mehr wurde etwa moniert, dass selbst kirchliche und kirchennahe Organisationen unter dem Druck der Wirtschaftlichkeit stehen.
Dementgegen formulierte Ilka Federschmidt die durchaus politische Rolle der Kirche in der Gesellschaft: „Flüchtlinge, Arme, Kranke — für den Menschen da sein, das ist unser Auftrag von Gott.“
Daraus leitete sie auch die Mitverantwortung der Kirchen ab, die von Rechtsextremen geplante Demonstration in Wuppertal am 21. September zu verhindern. Zudem mahnten beide Kirchenvertreter an, dass alle Beteiligten bei der Debatte über die Stadt-Leitlinien bis 2025 tatsächlich etwas anders machen könnten: ehrliches Miteinander anstelle von taktischen Gesprächen.