Trauer Wuppertal trauert um den "Unbekannten Afrikaner" - und das Netz trauert mit
Eine Traueranzeige aus der Wuppertaler WZ geht derzeit in den sozialen Medien rund. Erinnert wird an mehr als 40 Menschen, die allein gestorben sind.
Wuppertal. Eine Traueranzeige aus der Wuppertaler WZ-Ausagabe bewegt das Netz: "In Erinnerung an die Verstorbenen in unserer Stadt, für die es keine Trauerfeier gab, feiern wir einen ökumenischen Gedenkgottesdienst", ist da zu lesen. Dann folgen 46 Namen - und als letzter auf der Liste ein "unbekannter Afrikaner". Geschaltet hat die Anzeige die Stadtspitze, für die stellvertretend Oberbürgermeister Andreas Mucke unterzeichnet hat, hinzu kommen Ilka Federschmidt, Superintendentin der Evangelischen Kirche, und Dr. Bruno Kurth, Stadtdechant der katholischen Kirche. Der Ausdruck christlicher Nächstenliebe hat seinen Weg in die Sozialen Medien gefunden - und zieht dort immer größere Kreise.
So hat das Foto der Anzeige bei Reddit mehr als 20 Kommentare gesammelt, in der Facebook-Gruppe NETTwerk Wuppertal wird die Berichterstattung über die Anzeige fleißig geteilt - ebenso auf den Faccebook-Seiten anderer Medien, die das Thema aufgegriffen haben. Tenor vieler Kommentare: "Das ist traurig und irgendwie ganz nett in einem" - so bringt es bei Reddit Xeno87 auf den Punkt. Im Wesentlichen dreht sich die Diskussion darum, was das für Beerdigungen sind.
Bei den Toten, derer gedacht wird, handelt es sich um Menschen, die im letzten halben Jahr verstorben sind und deren Angehörige nicht ausfindigt gemacht worden konnten, so Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler im Gespräch mit unserer Zeitung. Zwei Mal im Jahr organisieren die Kirchen und die Stadt solche Gottesdienste. Gedacht werde dabei sowohl verstorbener Obdachloser als auch vereinsamter alter Menschen. Die Gründe, warum man keine Hinterbliebenen finde, seien vielfältig. In solchen Fällen kümmert sich die Stadt um die Bestattung.
"Was übrigens auch krass ist: Von den 47 Verstorbenen sind nur 10 Frauen, werden Männer im Alter öfter vergessen?", fragt ballamann200 auf reddit. Stadtsprecherin Schmidt-Keßler hat eine Vermutung. Unter den Toten seien etliche Hilfebedürftige und Suchtkranke. "Hier ist bei Männern das Potenzial tendenziell höher." Mit letzter Sicherheit könne man das aber nicht sagen.
Der "unbekannte Afrikaner" übrigens sei ein Patient eines Wuppertaler Krankenhauses gewesen, bei dem man keine Papiere gefunden habe. Er starb dort - und da niemand wusste, wer er war, blieb nur die anonyme Bestattung übrig.
>>Der Gedenkgottesdienst beginnt am Freitag, 17. November, um 17 Uhr in der Gemarker Kirche an der Zwinglistraße in Wuppertal-Barmen