Die Kleineicks machen zum 64. Mal Urlaub in Bad Wiessee

Brigitte und Hans-Albert Kleineick aus Elberfeld fahren seit Jahrzehnten an den Tegernsee. Langeweile kommt dabei keine auf.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Bad Wiessee ist schön. Der Tegernsee, die Berge — überhaupt, Bayern. Doch ist es wirklich so schön, dass man mehr als 60 Mal seinen Urlaub dort verbringen muss? Brigitte und Hans Albert Kleineick aus Elberfeld sagen dazu: „Ganz klar, ja!“

Ein eher zufälliger Entschluss brachte das Ehepaar 1983 erstmals in den Kurort am See — und negativer hätte der erste Eindruck kaum sein können. „Es war trüb, regnerisch und nebelig“, sagt Brigitte Kleineick, „ganz ungemütlich“. So hatte sich das Thema zunächst erledigt.

Doch einige Jahre später, Ende der Achtziger Jahre, erinnerte ein Stand auf dem WZ-Reisemarkt in der Stadthalle die beiden erneut an das Reiseziel, und sie ließen sich einen Katalog der damaligen Kurverwaltung kommen. Darin waren etliche Unterkünfte aufgelistet, aber ein Gasthaus mit angeschlossener Bäckerei war dem Bäckermeister Hans Albert Kleineick gleich besonders sympathisch.

Also fuhr man erneut in das oberbayerische Städtchen und machte Bekanntschaft mit den Wirtsleuten Scheyerl — Max und Maria. „Sie bereiteten uns einen so freundlichen, herzlichen Empfang“, erinnert sich Brigitte Kleineick. „Wir wussten sofort: Das ist es.“ Auch das Wetter spielte mit: „Es war nie wieder so schlecht wie beim ersten Mal.“ Bad Wiessee „mit seiner tollen Promenade und dem wunderschönen Blick über den See“, wie Hans Albert Kleineick es beschreibt, zeigte seine beste Seite.

Hans Albert Kleineick

Vor allem aber fühlten sich die Wuppertaler bei ihren Gastgebern ausgesprochen wohl. Und beschlossen, wiederzukommen.

Dem zweiten Besuch folgte ein dritter, ein vierter, ein fünfter. „Beim 25. Mal haben wir ihnen das Du angeboten“, sagt Brigitte Kleineick. Da hatte sich der gute Kontakt der beiden Familien längst verfestigt. Mittlerweile ist für die Elberfelder ein Jahr ohne drei bis vier Urlaube bei ihren Freunden am Tegernsee kaum mehr vorstellbar. Zehn bis 14 Tage bleiben sie stets. Und halten auch zwischen den Besuchen Kontakt: „Wir telefonieren etwa alle drei Wochen miteinander“, sagt Brigitte Kleineick.

Dafür, dass Scheyerls noch nie in Wuppertal waren, hat sie Verständnis: „Das ist ganz klar, die haben viel zu tun und können ja nicht weg.“

Ob es denn auf Dauer nicht langweilig sei, immer in den selben Ort zu fahren, werden die beiden gefragt — und lachen darauf nur: „Nein, ganz und gar nicht“, sagt Hans Albert Kleineick. „Wir entdecken ständig etwas Neues, machen Ausflüge in die Umgebung.“ Außerdem interessiert sich das Paar für Kunst, Kultur und klassische Musik, besucht die Bayerische Staatsoper in München und das Festspielhaus in Salzburg.

Da wäre es doch fast schon sinnvoll, ganz in Bad Wiessee zu bleiben? „Ja“, bestätigt Brigitte Kleineick, an einen Umzug hätten sie zwischenzeitlich gedacht. „Doch einerseits sind wir nicht mehr die Jüngsten — was ist, wenn dort einer allein bleibt?“ In Wuppertal haben sie mehr Freunde und Verwandte. Zudem sind Immobilien an den bayerischen Seen teuer: Für das Geld eines Häuschens kann man sehr viele Male aus Wuppertal anreisen.

Schnell vergeht ein Jahr auf diese Weise, und schon naht das Weihnachtsfest. Der geschmückte Baum steht bereits bei Kleineicks im Wohnzimmer. Aber am Heiligen Abend werden die beiden ihn nicht sehen, denn das Fest wird natürlich nicht in Wuppertal gefeiert. Am 21. Dezember brechen Brigitte und Hans Albert auf. Und fahren nach Bad Wiessee. Zum 64. Mal.