Die Leiden Christi als Familien-Produktion
Bei der Karfreitagsprozession der italienischen Gemeinde sind viele Darsteller seit Jahren dabei. Ein Proben-Besuch.
Wuppertal. „Buona Sera Tutti“, begrüßt Regisseur Salvatore Giancani seine Mannschaft. Italienisch ist die Umgangssprache zwischen den vielen Gläubigen der katholischen italienischen Gemeinde, die im Deweerth’schen Garten für die Karfreitags-Prozession proben. Kinder auf Rollern und Fahrrädern rasen ihnen zwischen den Beinen umher. Jugendliche sonnen sich auf der Wiese und gucken leicht erstaunt, als die Katholiken den Judas-Kuss proben.
„Die Frauen nach links, Judas rechts, Jesus auf die Wiese“, befiehlt der Regisseur und flugs teilt sich die Gruppe auf. Die Probe ist nur eine Auffrischung — viele nehmen seit Jahren an der Prozession teil und kennen die Abläufe. Manche der Darsteller sind schon als Kinder mitgelaufen und in ihre Rollen hineingewachsen. Die jüngsten spielen mit acht oder neun Jahren die Diener von Pilatus, die ältesten bis weit über 70 Jahre Hebräer.
Jesusdarsteller Bommarito Maurizio lässt sich seit Wochen Bart und Haare wachsen, um authentisch zu wirken. Gelassen steht er zwischen seinen Jüngern, strahlt die Bedeutung seiner Rolle aus. Er spielt den Jesus bereits zum zweiten Mal. Co-Regisseur Carlo Gagliardi gesellt sich zu den Jüngern und weist diese ein, während Giancani den anderen Tipps gibt. Dann geht es los.
Da die Headsets noch nicht da sind, spricht Maurizio seinen Text in ein Megafon, das von einem Helfer ständig nebenher getragen wird. Trotzdem haben die anderen Darsteller Mühe, alles zu verstehen. Jesus lässt seine Jünger zurück und kniet nieder. Ein paar kleine Jungen kriechen interessiert immer näher. „Die Kinder müssen weiter weg!“, ruft der Regisseur. „Passt scho“, kommentiert Jesus in breitem Bayerisch und empfängt Judas mit ausgebreiteten Armen.
„Nächstes Jahr brauchen wir unbedingt Walkie-Talkies“, stöhnt Gagliardi, der in der langgezogenen Kulisse Mühe hat, mitzubekommen, wo es gerade weitergeht. Nachdem Jesus dreimal Judas geküsst hat, sammelt sich die Gruppe und zieht weiter. Die nächste Szene muss diesmal zwischen den Ständen des Tuchmarkts auf dem Laurentiusplatz geprobt werden.