Sicherheit Die mobile Polizeiwache ist nah am Bürger
Die Polizisten im Einsatzfahrzeug am Döppersberg leisten auch in vielen Fällen Hilfe im Alltag.
Der Gesang des Straßengitarristen ist kaum zu hören. Das Rattern der Schwebebahn erstickt sein „No Woman No Cry“ mühelos. Sobald aber die Schwebebahn vorüber ist, überdeckt sofort der Baulärm gegenüber dem Köbo-Haus den Musiker. Die Passanten scheinen ohnehin keine Zeit für ihn zu haben. Ein mittlerweile kalt gewordener Oktoberwind scheucht sie über die Platte der Alten Freiheit.
Von der mobilen Polizeiwache auf dem Döppersberg aus kann man sie gut beobachten. Reisende, Familien, Geschäftsleute, Shopper, Obdachlose, Süchtige. Ganz unterschiedlich ihre Gänge, ganz verschieden ihre Motive. Hin und wieder jedoch branden manche von ihnen an dem umgebauten VW Crafter der mobilen Polizeiwache am Döppersberg an.
Hemmschwelle bei Fragen ist durch mobile Wache gesenkt
Steht man länger bei den Polizisten bekommt man den Eindruck, dass sie an diesem Tag vor allem Anfragen ganz praktischer Natur bearbeiten müssen. Wie man zu den Bussen kommt, will eine Frau wissen. Wo die Morianstraße ist, fragt ein stadtfremder Kurier. „Aber dafür sind wir natürlich auch da“, sagt Polizeioberkommissar Achim Surborg.
Die Hemmschwelle den Polizisten an der mobilen Wache Fragen zu stellen, scheint geringer zu sein. Achim Surborg bestätigt diesen Eindruck. „Eine Wachen-Tür ist immer auch eine Art Wand“, sagt er. „Hier sind wir einfach viel näher am Bürger dran.“ Näher dran am Leben. Für die Polizisten auf der Wache spielt es sich aus ihrer Sicht hauptsächlich auf der Alten Freiheit, der Poststraße und der Herzogstraße ab. Dabei geben die Kommissare Andreas Wilke und Achim Surborg mit der mobilen Wache natürlich nicht nur Wegebeschreibungen. Taschendiebstähle, Ladendiebstähle oder Körperverletzungsdelikte kommen beispielsweise regelmäßig vor. Gerade möchte eine junge Frau einen Betrug zur Anzeige bringen.
Trotz Nachfrage der Polizisten verzichtet die Frau auf eine geschlossene Wagentür. Das mobile Einsatzfahrzeug ist für solche und andere Anzeigen mit Computern und einem Netzwerkzugang ausgerüstet. „Oder wir bearbeiten die Anzeigen klassisch mit Stift und Papier“, sagt Surborg. Zur Not können Kollegen helfen. Ein Provisorium im Köbo-Haus wird immer noch von Wach-Kollegen genutzt. Beispielsweise würden anzuzeigende Sexualdelikte generell dort aufgenommen.
Eine Statistik über die Anzeigen führen die Polizisten vor Ort nicht. Zu „Spitzenzeiten“ könnten es aber geschätzt 25 oder 30 Anzeigen sein. „Aber das kann man nicht an einem Tag festmachen“, sagt Hauptkommissar Andreas Wilke. Er muss es wissen. Seitdem die mobile Wache im April auf dem Döppersberg eingerichtet wurde, ist er auch dort im Einsatz.
Ein Vandalismus-Anschlag auf den zukünftigen Wachenstandort im City-Center im Frühjahr vereitelte bislang einen Umzug der Polizeiwache. Andreas Wilke hofft, dass nach Abschluss der Reparaturarbeiten – und einer Schadenshöhe im sechsstelligen Bereich – die neue Wache spätestens im Januar 2019 bezogen werden kann. Die mobile Wache soll dann im gesamten Bergischen Städtedreieck eingesetzt werden.
Das bedeutet aber, dass die Polizisten noch einen Gutteil des Winters auf der Alten Freiheit werden erleben müssen. Zu zweit sind die Polizisten dabei immer im Einsatz. Wilke ist es nach eigener Aussage gewöhnt. Trotzdem kriecht jetzt schon die Oktober-Kälte den ganzen Körper hinauf. In der mobilen Wache wird ein kleiner Heißlüfter die kommenden Minusgrade auch nicht heben können. Die Markise auf der mobilen Wache könnte momentan auch nicht vor Regen bewahren, weil sie defekt ist. Trotzdem müssen die Beamten ausharren.
Auch die Trinker- und Drogenszene auf der Platte vor dem Köbo-Haus wird bleiben. Noch jedenfalls. „Es wird noch spannend, wie sie sich verteilt, wenn Ende des Jahres das Café Cosa schließt“, sagt Wilke. Die Polizisten der mobilen Wache haben mit den Menschen aber nach eigener Aussage ein lockeres Verhältnis. Die Szene ist im Übrigen seit 30 Jahren in diesem Areal angesiedelt. Sie wird sich zu verändern wissen.
Was sich laut Andreas Wilke aber vielleicht durch die mobile Wache schon verändert hat: „Der Platz ist viel sauberer geworden, die Menschen werfen ihren Müll in die Mülleimer.“