Bauen und Wohnen Nachfrage nach Immobilien steigt wieder – Preise haben sich stabilisiert

Wuppertal · Die aktuelle Analyse der Haus- und Wohnungsgeschäfte im ersten Halbjahr 2024 liegt vor.

Es werden wieder mehr Immobilien in Wuppertal gekauft.

Foto: Gutachterausschuss

Für das vergangene Jahr wurde ein „historisches Tief“ festgestellt, im ersten Halbjahr 2024 zog die Nachfrage nach Immobilien in Wuppertal wieder an. Der unabhängige Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Wuppertal beobachtet die Marktentwicklung anhand aller Immobilienkaufverträge in der Stadt. Er hat jetzt einen Bericht für die Zeit von Januar bis Juni 2024 vorgelegt. „Es bewegt sich wieder etwas“, sagt Ricarda Baltz, Vorsitzende des Gutachterausschusses. Dabei seien die Krisen, die vor allem von 2022 auf 2023 zu einem starken Rückgang an Verkäufen geführt haben, nicht ausgestanden. Aber: „Die Menschen haben sich an die Situation und die Ungewissheit gewöhnt.“

Im ersten Halbjahr 2024 wurden 1438 Immobilienkaufverträge abgeschlossen – das sind 14 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2019 waren im ersten Halbjahr 1945 Verträge geschlossen worden. Der Umsatz durch Immobilienverkäufe betrug im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres 382 Millionen Euro und ist damit im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 um 12 Prozent gestiegen. Im ersten Halbjahr 2019 lag er allerdings bei 475 Millionen Euro.

Bei den Preisen ist eine Trendumkehr noch nicht zu beobachten: „Insgesamt haben sich die Preise auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres stabilisiert“, so der Gutachterausschuss; Ricarda Baltz sagt: „Die Preise sind nicht noch weiter gefallen.“

Der Markt hat
sich beruhigt

260 Einfamilienhäuser bekamen im ersten Halbjahr neue Besitzer, 20 Häuser davon waren Neubauten. Insgesamt waren das 17 Prozent mehr Verkäufe als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Verkäufe von Eigentumswohnungen stieg um 19 Prozent auf 839, die Zahl der Verkäufe von Mehrfamilienhäusern um 27 Prozent auf 176.

Grundsätzlich müsse man Immobilien nach der Qualität unterscheiden, betont Ricarda Baltz: Wer ein Haus verkaufen wolle, das etwa stark renovierungsbedürftig sei, habe es inzwischen schwerer: „Vor zwei bis drei Jahren wurden auch die verkauft“. Bei höherwertigen Immobilien „werden immer noch gute Preise erzielt“, so Baltz: „Eine Villa findet Käufer.“ Das bestätigt auch Immobilienmakler Thomas Kramer: „In den besseren Lagen ist nach wie vor Kaufkraft vorhanden.“

Insgesamt sieht auch er, dass sich der Markt beruhigt, die Preise sich einpendeln. Bei höherpreisigen Häusern mache sich das Energiethema bemerkbar: „Je größer das Haus, umso teurer wird zum Beispiel die Dämmung der Dachfläche.“

Ricarda Baltz nimmt aus Sicht des Gutachterausschusses das Thema Energie noch nicht so deutlich wahr. „Ich vermute, das wird sich noch zeigen.“ Der Krieg in der Ukraine und die Folgen hätten die Zahlen in den Keller gehen lassen, da sich jetzt der Markt etwas beruhigt habe, werde man auch das Thema Energie deutlicher wahrnehmen: „Allen ist klar, dass es nicht mehr so wie vorher werden wird“, dass Kriege, Inflation und die Umweltproblematik bleiben werden.

Hermann-Josef Richter, Vorsitzender des Eigentümervereins Haus und Grund Wuppertal und Umgebung, bemerkt ebenfalls, dass sich die Lage auf dem Immobilienmarkt „behutsam“ verbessert. „Weil es auch die Hoffnung gibt, dass die Zinsen wieder weiter nach unten gehen.“ Seit 2019 hatte die Europäische Zentralbank zur Inflationsbekämpfung den Leitzins immer weiter angehoben, „das hat doch deutlich den Immobilienmarkt beeinflusst“, so Richter. Im Juni wurde der Leitzins erstmals seit fünf Jahren wieder leicht gesenkt.

Auch er sieht im Thema Energie durchaus einen Einflussfaktor für die Immobilienwirtschaft. Die Diskussion darüber, wie künftig geheizt werden soll oder darf, habe zu Zurückhaltung geführt. Gebe es da keine Klarheit, „dann zögern die Leute. Wir brauchen eine inhaltliche und zeitliche Sicherheit. Wer heute eine neue Heizung installiert, muss sicher sein, dass die Entscheidung auch in 20 Jahren noch richtig ist.“ Insgesamt bräuchten Immobilieneigentümer mehr Zeit für eine Umstellung, fordert er.

In Wuppertal herrsche grundsätzlich eine hohe Nachfrage nach Immobilien, „weil zu wenig gebaut wird“, erklärt Richter. Er wünscht sich daher nach der aktuellen Entscheidung der Politik zu möglichen neuen Gewerbeflächen in Wuppertal nun auch eine Entscheidung zu möglichen Wohnbauflächen: „Die Politik darf nicht auf jeden Widerstand reagieren, sondern muss auch Mut zu Entscheidungen haben.“