Die Stadt hat keinen anderen Platz fürs Autonome Zentrum

Laut Stefan Kühn steht ein Umzug momentan auch nicht zur Debatte, weil die Moschee-Pläne der Ditib stocken.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Farbanschläge auf Parteibüros und der Buttersäureanschlag auf die noch im Bau befindliche Polizeiwache im Citycenter: Zwei Aktionen, hinter denen viele die Autonome Szene in Wuppertal vermuten. Die Behörden haben noch keine Erkenntnisse, wer dahinter steckt, gehen aber von politisch motivierten Taten aus. Zu beiden Vorfällen waren Bekennerschreiben aufgetaucht, die der linken Szene zugeordnet und für authentisch gehalten werden.

Das Schreiben auf der Internet-Seite de.indymedia.org war mit „Nächtliche Besuche bei den Parteibüros von SPD, CDU und FDP. Rassismus angreifen!“ betitelt. Zudem gab es eine E-Mail der „Autonomegruppe“ zum Buttersäureangriff. „Wir haben unsere Wut in zerstörter Einrichtung und in flüssiger Form dagelassen“, heißt es darin. Man nehme das ernst, die Schreiben seien auch in die Ermittlungen eingeflossen, so die Polizei.

Im Zuge der Diskussion über die Szene war auch das Autonome Zentrum an der Markomannenstraße in den Fokus der Öffentlichkeit und Politik geraten. Kritiker werfen dem AZ vor, dass solche Taten möglicherweise dort geplant werden. Laut Polizei gibt es dafür aber keine Anhaltspunkte. Auch sonst sei der Bereich, was Einsätze angeht, eher unauffällig, so eine Sprecherin. Sie berichtet allerdings zum Beispiel vom Beschuss von Beamten mit Silvesterraketen aus dem Zentrum.

Größer in die Schlagzeilen kam das Zentrum zuletzt 2015 durch die Messerattacke eines Mannes aus der rechten Szene auf einen AZ-Besucher, der fast gestorben wäre. Der Täter wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Kritik erhielt auch der Einsatz der Polizei dabei.

Das AZ befindet sich auf einem städtischen Grundstück. Die Stadt ist allerdings nicht direkt Vermieter, wie Sozialdezernent Stefan Kühn erklärt, sondern vermietet das Haus mietfrei an den Paritätischen Wohlfahrtsverband, der an den Verein Haus e.V., und der wiederum an den Verein Rote Theke. Der Stadt wird ein Teil der Nebenkosten ersetzt. Öffentliche Zuschüsse, wie öfters kolportiert werde, erhalte das AZ aber nicht von der Stadt. Es sei auch kein Sozialarbeiter dort vor Ort.

Bevor die Autonome Szene an die Markomannenstraße gezogen sei, habe sie ein kleines Stück die Gathe hoch in einem alten Haus auf dem Gelände der heutigen Sporthalle ihr Domizil gehabt. Auch das war, so Kühn, im städtischen Besitz. Als ein Investor das Areal vor Jahren erwarb, um dort die Halle und Wohnungen zu bauen, war das AZ in den Backsteinbau an der Markomannenstraße verlegt worden.

Andere Pläne für dieses Gelände habe es laut Kühn nicht gegeben. Früher war dort eine Notübernachtungsstelle untergebracht, der bauliche Zustand sei nicht optimal. Abgängig sei das Gebäude allerdings nicht.

Im Zuge der Moschee-Pläne der Ditib auf dem benachbarten Grundstück an der Gathe hat die Verwaltung über eine erneute Verlegung des AZ nachgedacht. Eine direkte Nachbarschaft zwischen Moschee und Zentrum sollte vermieden werden. Alternativgrundstücke seien aber nicht gefunden oder vom AZ nicht akzeptiert worden, hieß es im vergangenen Jahr.

Da die Gemeinde allerdings ihre Pläne zuletzt auch nicht mehr offensiv verfolgt hatte, habe er über dieses Thema auch gar nicht mehr gesprochen, so Kühn. „Wir suchen aber weiter.“

Laut Ersin Özcan, Vorsitzender der Wuppertaler Gemeinde und NRW-Landesvorsitzender der Ditib, gebe es Gespräche zwischen Ditib und AZ. Das Autonome Zentrum selbst wollte sich gegenüber der WZ nicht äußern.