Wuppertaler Weihnacht Die Wuppertaler Kurrende feiert den Abschluss ihres Jubiläumsjahrs
Wuppertal · Fünf Chöre treten in der Historischen Stadthalle auf.
Die Wuppertaler Kurrende beging den Abschluss ihres 100-jährigen Bestehens mit einem Chorfest in der Historischen Stadthalle. Die Beiträge von fünf Chören mit zusammen über 200 Sängerinnen und Sängern und einem Blechbläserquintett versprachen ein festliches Weihnachtskonzert.
Das abwechslungsreiche und erfrischende Programm ließ auch keine Wünsche offen. Wunderbar war auch die Lichtorgel, die die Stimmung der Musik kommentierte und begleitete. Das Grußwort sprach Olaf Rosier, der erste Vorsitzende der Kurrende. Von der Bethel-Stiftung wurde ihm dabei ein Scheck über 12 000 Euro überreicht, der der qualifizierten Ausbildung der Sänger dienen soll.
Zu Beginn sang die Kantorei Barmen-Gemarke. 1946 gegründet und seit 2018 unter der Leitung von Alexander Lüken, hat sich der Chor mit seinen Gottesdiensten und Konzerten auch außerhalb Wuppertals einen Namen gemacht. Zur Überraschung durfte man beim ersten Lied „Tochter Zion“ gleich mitsingen. Die weiteren Vortragsstücke, wie „Jul, Jul“ und „Es ist ein Ros entsprungen“, bestachen durch saubere Töne und Ausgewogenheit. Das sparsame und impulsive Dirigat von Lüken trug zum Gelingen wesentlich bei.
Der zweite Auftritt gehörte der Kantorei Dreiklang. Der 2002 zusammen mit Gospelchor und Bläserkreis gegründete Chor steht seit 2022 unter der Leitung von Eva Caspari. Ihr engagiertes und treffliches Dirigat und das sehr gut einstudierte Programm führte den Chor sicher durch die beiden Sätze von Andreas Hammerschmidt und das Lied „O komm, o komm, Du Morgenstern“. Nach der ersten Nervosität steigerte sich der Chor schnell und zeigte eine hervorragende Leistung, die das Publikum mit großem Applaus honorierte.
Die 2002 gegründete Elberfelder Mädchenkurrende konnte man an dritter Stelle hören. Sie steht unter der Leitung von Angelika Küpper und zählt mit ihren 85 Mädchen zu den führenden Ensembles ihrer Art in Deutschland. Das Lied „Nova! Nova Ave fit es Eva“ von James Macmillan wies einen hohen Schwierigkeitsgrad auf. Die Dissonanzen, Summ-Girlanden, Synkopen wurden aber mit Leichtigkeit gemeistert. Traumhaft schön war der Dialog in Zoltán Kodálys „Die Engel und die Hirten“: Hier die überraschten, verunsicherten Hirten und da die zarten besänftigenden Engel.
Zum Lauschen
und Genießen eingeladen
Nach der Pause trat der Kammerchor amici del canto auf. 2008 gegründet und seit 2012 unter der Leitung von Dennis Hansel-Dinar, singt er vor allem anspruchsvolle A-capella-Literatur aller Epochen. Die aufgeführten Werke von Max Reger, Pawel Lukaszewski und Morten Lauridsen zeichneten sich durch eine unaufgesetzte Interpretation auf hohem Niveau aus, die allein der Musik diente. Man fühlte sich zum Lauschen und Genießen eingeladen. Hinzu trat eine beinahe magische Harmonie zwischen Leiter und Chor. Die Klänge schienen auch aus der sehr guten Aussprache geboren zu werden. Besonders bewegend das ins Nichts führende Leiser werden bei „O nata lux“ von Lauridsen.
Der Knabenchor der Wuppertaler Kurrende kam zuletzt auf die Bühne. Er wurde 1924 gegründet und steht unter der Leitung von Lukas Baumann. Man spürte hier – wie auch bei der Mädchenkurrende – die professionelle musikalische Betreuung der Kinder und Jugendlichen.
Der stellenweise hohe Schwierigkeitsgrad der ausgewählten Werke wurde beinahe wie selbstverständlich vorgetragen. Bei den weihnachtlichen Chorsätzen „König der Könige“, „Freu dich Erd und Sternenzelt“ wie auch beim Satz „Alles, was ihr tut“ geriet man ins Schwärmen: Durchsichtig, sauber gestylt, Sprünge, Akkorde, Rhythmen, Homogenität, bestachen durch die sorgfältige Ausarbeitung. Besonders schön war beim Satz „Nun sei willkommen“ der beinahe sensationell glatte Übergang in den Kyrie-Refrain.
Das „Salaputia Brass Quintett“ spielte jeweils zwischen den Chorbeiträgen. Es wurde 2007 gegründet. Aus dem bescheidenen Namen „Kerlchen“ (lat. Salaputia) sind die jungen Blechbläser längst herausgewachsen, ihnen schien nichts zu schwer zu sein. Was sie boten, ließ Stars von morgen erahnen. Aus den Medleys und Christmas Carols sei hier besonders „Jingle Bells“ erwähnt, das virtuos, mit Schellenrassel, Dämpfern, einem aberwitzigen Tuba-Solo, und vielen auskomponierten Ungereimtheiten zu einem abrupten Schlussakkord führte: frenetischer Applaus.
Zuletzt sangen alle Chöre und die Bläser „Adeste Fideles“ und „Joy to the world“ und zusammen mit dem Publikum „O du fröhliche“. Alles in allem war die Wuppertaler Weihnacht ein großartiges Zeichen aus dem Wuppertaler Kulturleben, das man sich nicht wegdenken kann.