„Die Zahl der Einsätze steigt an“
Der neue Polizeipräsident Markus Röhrl (56) erwartet wachsende Herausforderungen für die rund 1700 Beamten seiner Behörde.
Unaufgeregt, sachlich und kompetent — das ist der Eindruck, den Wuppertals neuer Polizeipräsident Markus Röhrl bei seiner ersten Pressekonferenz macht. Am 23. Januar trat der gebürtige Düsseldorfer seinen Dienst im Polizeipräsidium Wuppertal an. Wie seine Vorgängerin Birgitta Radermacher ist Röhrl aber nicht allein für Wuppertal zuständig, sondern als Chef der Kreispolizeibehörde gleichzeitig auch für Solingen und Remscheid. Eine neue Aufgabenstellung für den 56-Jährigen, der in seiner beruflichen Laufbahn schon einige Stationen absolviert hat, obwohl er als Jurist relativ spät als Quereinsteiger zur Polizei kam.
„Polizeipräsident für drei Großstädte zu sein, ist eine besondere Herausforderung. Die Behörde ist mit 1700 Mitarbeitern eine der ganz großen in Nordrhein-Westfalen. Gleich drei Oberbürgermeister als Ansprechpartner zu haben, das hat noch einmal eine besondere Qualität“, sagt Markus Röhrl.
Vor seiner Berufung durch NRW-Innenminister Herbert Reul leitete Röhrl die Kripo Düsseldorf und war seit Herbst 2016 Chef von 600 Ermittlern, die sich mit allen Kriminalitätsfeldern befassen. Zuvor hatte er das Cybercrime-Kompetenzzentrum des Landeskriminalamts mitaufgebaut und bei seinem Wechsel angekündigt, die Düsseldorfer Kripo moderner und digitaler aufzustellen. Dazu zählt der Einsatz einer speziellen Software „Predictive Policing“, um Einbruchsschwerpunkte vorhersagbarer zu machen und so die Verbrechensvorbeugung zu verbessern.
Nach Einschätzung von Röhrl ist das Bergische Land kein „Kriminalitäts-Hotspot“, wie sie zum Beispiel in Köln oder Düsseldorf bekämpft werden müssen. Der Polizeipräsident wies jedoch auf eine „durchaus ernstzunehmende salafistische und islamistische Szene“ hin sowie auf rechte und linke Gruppierungen, „die in gar nicht so geringer Zahl ihr Unwesen treiben“. Außerdem spiele die organisierte Kriminalität auch im Bergischen Land eine Rolle.
„Ich habe ein gut bestelltes Haus vorgefunden“, lobte Röhrl seine Vorgängerin Birgitta Radermacher, die seit dem 1. September 2017 die Leitung der Bezirksregierung übernommen hat, und Irmgard Baumhus, die fünf Monate lang die Polizeibehörde kommissarisch leitete.
Noch habe sich nicht die Gelegenheit ergeben, alle Mitarbeiter persönlich kennenzulernen. Er sei sich bewusst, dass die Belastung sehr, sehr hoch sei. „Die Hundertschaften kommen gar nicht mehr aus den Stiefeln heraus“, so Röhrl. Zusätzliche Einsätze befürchtet er, sollten sich die Konflikte zwischen türkischen und kurdischen Gruppen in den kommenden Wochen noch verschärfen. „Die Zahl von 1000 Teilnehmern bei der ersten Demonstration einer kurdischen Gruppe hat uns überrascht.“
Die effektive Planung verfügbarer Polizeikräfte wird eine seiner wichtigsten Aufgaben sein. Zumal die Zahl der Einsätze bei gleichbleibender Personalstärke in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Waren es 2011 im Bergischen Land 366 im Schnitt pro Tag, stiegen die Einsatzzahlen 2017 auf 450 Fälle. Was die künftige Präsenz der Polizei in der Fläche angeht, hielt sich der neue Chef der Wuppertaler Polizei mit seiner Einschätzung zurück. „Präsenz zeigen, ist nicht damit getan, dass jemand auf der Wache sitzt. Beim Anruf unter 110 müssen wir so schnell wie möglich am Einsatzort sein.“