Wuppertal "Dieser Sommer ist sehr traurig"
Im bisher eher durchwachsenen Sommer machen Schwimmbäder und Gastwirte Verluste, aber die Stadtbücherei profitiert.
Wuppertal. Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Diese Frage könnte man in diesem Jahr wieder einmal besonders berechtigt stellen. Das schmerzt Freibäder und Cafés mit Sonnenterrassen, andere profitieren von dem durchwachsenen Wetter. Die WZ hat sich umgehört.
„Sehr traurig“ sei dieser Sommer, stellt Frank Mühlhoff von der Betreibergesellschaft des Freibads Eckbusch fest. „Im Moment haben wir 50 Prozent weniger Gäste als im Vorjahr.“ Machmal seien nur fünf Gaste da. Etwa 5000 Besucher kamen bisher, sonst hätten sie zu dieser Zeit 10 000 bis 12 000 gehabt. So eine schlechte Saison habe er noch nicht erlebt. Sie bräuchten jetzt noch 20 gute Tage, um keinen Verlust zu machen.
Nicht ganz so dramatisch sieht es Helge Rübsam, Betriebsleiter im Freibad Vohwinkel. „Es ist ein ständiges Auf und Ab“, beschreibt er die Saison. Am vergangenen Wochenende hätten sie tausend Gäste gehabt. „Aber bei einem Wetter wie heute machen wir gar nicht erst auf“, sagt er Donnerstag Vormittag, als graue Wolken tief über WUppertal hängen. Für das durchwachsene Wetter „war es bisher noch gut“, sagt er und hofft auf den August.
Verluste stellt auch das Restaurant Vapiano am Islandufer fest. Es fehlten bestimmt 20 Prozent Umsatz, sagt Hau Hoang vom Management, da das Terrassengeschäft nicht laufe. Der Außenbereich bleibe häufiger geschlossen.
Achim Brand vom Café du Congo sagt zum Wetter trocken: „Schön ist anders.“ Der Juli „geht noch“, findet er. „Der Juni war eine echte Katastrophe.“ Das schmerze, da er noch immer die B7-Sperrung spüre: „Viele, die früher von außerhalb kamen, kommen nicht mehr.“ Zum Glück sei für ihn heißes Sommerwetter gar nicht das Beste, dann wolle keiner drinnen sitzen. Daher kann er mit „Zwitterwetter“ leben.
Angelika Finkernagel, Geschäftsführerin der Galeria Kaufhof, hält sich zurück mit Klagen: „Wir reden wenig vom Wetter.“ Lieber spricht sie von den Schnäppchen, die es derzeit im Schlussverkauf gebe „mit bis zu 70 Prozent auf Sommerware“. Die hohen Rabatte zeigten aber schon, dass die Lager noch voll sind. Sie vergisst nicht zu erwähnen, dass Shoppen auch bei Hitze funktioniert: „Wir sind klimatisiert.“
Gewinner des schlechten Wetters sind die Büchereien. Auf die Frage, ob es mehr Ausleihen bei Regen gibt, sagt Bibliotheks-Angestellte Viola Hergert: „Ja, definitiv!“ Rund 20 Prozent mehr Bücher als in einem typischen Freibadsommer seien derzeit entliehen. Was bei diesem Wetter gelesen wird, weiß sie nicht: „Die Kunden scannen ihre Bücher ja inzwischen selbst ein.“
Die Museen spüren das Wetter weniger als erwartet: Beate Eickhoff vom Von der Heydt-Museum sagt: „Bei Regen haben wir mehr Besucher, aber auch, wenn es ganz heiß ist.“ Mit den Besucherzahlen der Cragg-Ausstellung seien sie zufrieden. Im Skulpturenpark ist man sogar sehr zufrieden. Sprecherin Ruth Eising sagt, die gleichzeitigen Ausstellungen der Werke von Tony Cragg im Von der Heydt-Museum und von Henry Moore im Skulpturenpark ziehe überregional an. Zwar sei Sonne positiv, „aber der Park ist einfach bei jeder Witterung gut.“
Dem Historischen Zentrum nutzt der Regen wenig: „Wir haben im Sommer immer ein Loch“, sagt Birgit Hoseit-Veljuvic. Aber neue Angebote wie die Oma-Opa-Enkel-Führungen und Rallyes für Feriengruppen der Offenen Ganztagsschule zeigten Wirkung.
Kino-Betreiber Mustafa El Messaoudi ist nicht unzufrieden mit dem Wetter: „Ich wäre ja verrückt, wenn ich mir Sonne wünschen würde.“ Bei mehr als 25 Grad täten sie sich schon schwer. Aber eigentlich ziehe der Film — unabhängig vom Wetter, ist er überzeugt. Immerhin haben auch seine Kinos Cinema und Rex derzeit Filme für Kinder im Programm - eine gute Alternative für den verregneten Freibadbesuch. Das werde häufig von Großeltern mit Enkeln genutzt.