Arbeitsmarkt Druck auf Unternehmen kommt bei Ungelernten und Zeitarbeitern an
Wuppertal · Die steigende Arbeitslosenquote im Januar deutet auf eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt hin.
Die Bergische Wirtschaft hat sich als robust erwiesen und den konjunkturellen Abschwung im vergangenen Jahr im letzten Quartal gestoppt. Dennoch steht das Jahr 2019 für eine Trendwende, die sich vor allem auf dem Arbeitsmarkt abzeichnet.
Der Druck auf ungelernte Arbeitnehmer und Zeitarbeiter hat zugenommen, denn im Abschwung sind sie die ersten in den Unternehmen, die um ihre Arbeitsplätze bangen müssen. Das erklärt eine Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, wie es sie in dieser Form noch nicht gegeben hat. Obwohl in den meisten Betrieben Fachkräfte und Facharbeiter gesucht werden, ist die Arbeitslosenquote in Wuppertal zum Beginn des Jahres von 8,2 auf 8,7 deutlich gestiegen.
Die Bergische Industriekonjunktur werde durch den Strukturwandel in der Automobilindustrie, die bestehenden Exporthemmnisse und durch die Unsicherheit über die nach dem Brexit geltenden Regeln beeinträchtigt, erklärte IHK-Präsident Thomas Meyer jüngst im Rahmen einer Pressekonferenz der Handelskammer zu einer Befragung von insgesamt 456 Unternehmen im Bergischen Land die Rahmenbedingungen.
Während in den vergangenen Jahren in vielen Betrieben „Extraschichten“ eingelegt wurden, ging die Produktion vielerorts bei sinkender Nachfrage wieder auf das Normalmaß zurück. Da sich die Firmen im Abschwung darauf konzentrierten, ihre Kernmannschaft zu halten, rückten zunächst die Zeitarbeiter ins Blickfeld der Personalplanung.
Digitalisierung wirkt sich
immer stärker auf Strukturen aus
Außerdem wirke sich die Digitalisierung immer stärker auf die Unternehmensstrukturen aus. „Ungelernte müssen als erste gehen, weil sie mit der anspruchsvolleren Technik nicht umgehen können“, sagt Carmen Bartl-Zorn, Leiterin Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung bei der IHK. Daher sei die Qualifizierung der Mitarbeiter dringender denn je. „Wir müssen alle Potenziale ausschöpfen, auch ältere Mitarbeiter müssen sich ständig weiterqualifizieren“, lautet ihre Forderung.
Gut bezahlte Jobs, die auch Ungelernten offenstehen, gibt es im Zeitalter der Digitalisierung immer weniger. Hier geht die Schere zwischen denen, die von der seit Jahren guten Konjunktur profitieren, und denen, deren Arbeitskraft aufgrund fehlender Qualifikation weniger gefragt ist, immer weiter auseinander.
Thomas Meyer richtete einen Appell an die Bergischen Firmen: „Es müssen wieder mehr Unternehmen ausbilden, denn wir sind alle abhängig von den Facharbeitern. Wir hatten mal 2000 ausbildende Betriebe, aber aktuell sind es nur noch 1500.“ Das Verhältnis zwischen Facharbeitern und Studierenden sollte bei 75:25 liegen, aktuell sei das Verhältnis 50:50. Dabei seien die Voraussetzung für ein gutes Einkommen für ausgebildete Mitarbeiter in der Industrie und im Handwerk besser denn je.
„Wir brauchen mehr junge Menschen, die nicht unbedingt den Weg ins Studium wählen. Mit der Anerkennung der Abschlüsse als Master Professional und Bachelor Professional sind wir bei der dualen Ausbildung auf dem gleichen Qualifikations-Niveau wie beim Studium angekommen“, sagt Carmen Bartl-Zorn. Die Aufgabe der IHK sei es, mit vielfältigen Maßnahmen über diese Möglichkeiten zu informieren. So werden zum Beispiel Ausbildungs-Botschafter in die Schulen gehen, um die Jugendlichen frühzeitig über Chancen und Risiken zu informieren.
25 bis 30 Prozent der Beschäftigten im Bergischen Land hängen direkt oder indirekt vom Auto ab. Meldungen wie die angekündigten Stellenstreichungen bei Daimler schrecken auch die Mitarbeiter in den hiesigen Unternehmen auf.
IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge und IHK-Geschäftsführer Uwe Mensch sehen die Lage der Bergischen Zulieferer im bundesweiten Vergleich positiver. So würden im Bergischen vorwiegend Autoteile hergestellt, die auch für E-Mobile benötigt würden. Zudem hätten eine Reihe Bergischer Zulieferer ihr Portfolio bereits erweitert und nicht mehr allein die Automobilindustrie als Kunden.