Verkehrsbilanz für 2019 Stadt Wuppertal verzeichnet fast 150.000 Falschparker
Wuppertal · Fast 150.000 Mal wurde im Jahr 2019 in Wuppertal falsch geparkt. Abgeschleppt wurden im vergangenen Jahr laut Stadt davon aber weniger als ein Prozent.
In so manchem Wuppertaler Viertel wird es immer enger. Weil Parkplätze fehlen, stellen nicht selten Autofahrer ihr Fahrzeug auf dem Gehweg ab – und hoffen, damit davonzukommen. 149 655 Mal hat das in 2019 nicht geklappt. So viele ordnungswidrig geparkte Fahrzeuge hat die Stadt für das vergangene Jahr registriert. Doch abgeschleppt wird eher selten.
Laut Presseamt der Stadt wurden in 2019 gerade einmal 1291 Abschleppverfahren eingeleitet. Das ist weniger als ein Prozent der registrierten Parksünder. Tatsächlich abgeschleppt wurden nur 837 Fahrzeuge, 127 wurden versetzt, bei 327 ist der Abschleppwagen leer wieder weggefahren – etwa, weil der Falschparker seinen Wagen selbst wieder wegfahren konnte.
„Unsere Kapazitäten dabei sind begrenzt“, heißt es von der Stadt. Abschleppverfahren seien zeitaufwändig und daher auch abhängig von den in dem Moment vorhandenen Ressourcen und der Priorisierung der Aufgaben im Sinne der Verkehrssicherheit. Und trotzdem räumt eine Stadtsprecherin ein: „Insgesamt kann sicherlich gesagt werden, dass deutlich mehr behindernd geparkte Fahrzeuge abgeschleppt werden könnten.“
„Strafen sind das eine“, sagt Anja Liebert, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Wuppertal. Sicher müsste jemand, der den Gehweg blockiert, auch zur Rechenschaft gezogen werden. Dennoch müsse man auch zusehen, die Straßen so zu gestalten, dass ein Blockieren erst gar nicht möglich ist. „Gerade an Stellen, wo Falschparken gefährlich werden kann, kann man das auch baulich verhindern“, sagt Liebert. Etwa durch Grünflächen, Blumenkübel oder Fahrradständer.
„Es gibt kein Recht auf kostenloses Parken“
Denn auch wenn schon das Blockieren eines Gehwegs für Menschen, die mit Rollator oder Kinderwagen unterwegs sind, wirklich ärgerlich und störend sein kann – spätestens, wenn die Feuerwehr nicht mehr schnell an einen Einsatzort kommt, höre der Spaß auf. Doch über Strafen allein kann die Stadt das Problem nicht lösen – denn der Bußgeldkatalog ist bundesweit einheitlich festgelegt.
Dass immer wieder vom hohen Parkdruck die Rede ist, wundert Anja Liebert. „Immerhin kaufen immer mehr Menschen immer größere Autos.“ So groß könne der Druck nicht sein. Als Lösung des Parkproblems in den Quartieren könnte sie sich Quartiersgaragen vorstellen. Also größere Parkflächen an zentralen Orten, auf denen Stellplätze gemietet werden können. Dass man dann für seinen Parkplatz bezahlen müsse, sei eine Tatsache, an die man sich gewöhnen müsse. „Es braucht mehr Bewusstsein dafür, dass man eben nicht das Recht auf kostenloses Parken hat“, erklärt Anja Liebert.
Immer wieder höre sie auch von Menschen, etwa Bewohnern der Nordstadt, die sich aus Freude über einen gefundenen Parkplatz lieber zwei Mal überlegen, ob sie ihr Auto benutzen und damit den guten Platz aufgeben. „Warum reicht dann nicht Carsharing aus – wenn man den eigenen Wagen ja doch nicht so häufig braucht?“, fragt Liebert. Das gelte gerade für die engen Viertel, die zudem meist zentral liegen.
Eine nette Aktion, um den Unmut gegen blockierte Gehwege auszudrücken, hat sich unterdessen die „Mobile Mirke“, die Arbeitsgruppe Mobilität im „Forum: Mirke“ ausgedacht. Nach dem Vorbild des Jahrmarkt-Klassikers „Hau den Lukas“ können auf Flyern Punkte für Parker vergeben werden. Wer alles richtig macht und weder die Sicht für Autofahrer noch den Durchgang für Fußgänger mit Kinderwagen einschränkt, bekommt die volle Punktzahl und den Titel „Parkheld der Nordstadt“. Wer sich weniger Mühe gibt, wird als „Schlafmütze“, „Bordsteinopfer“ oder „Parkprotz“ betitelt – bis hin zur letzten Stufe: „Wir müssen reden“.