Kultur in Wuppertal Mit dem Flügel auf Techno-Pfaden

Wuppertal · Bei der ersten Piano Late Night wurden die Grenzen zwischen Klassik und Pop aufgelöst.

Moderatorin Mariko Sudo und Kai Schumacher.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Druckvoll wummert die Basslinie durch den Raum. Gleichzeitig treiben perkussive Elemente den Rhythmus an, während immer wiederkehrende Klangmuster eine fast hypnotische Wirkung entfalten. Im Publikum beginnen die ersten Köpfe zu wippen. Wer die Augen schließt, könnte sich in einem angesagten Club wähnen. Statt mit elektronischem Equipment wird der Sound an diesem Abend aber rein akustisch erzeugt – und zwar auf einem Konzertflügel.

Bei der Premiere der neuen Piano Late Night-Reihe im Wuppertaler Westen wurden die Grenzen zwischen Klassik und Pop komplett aufgelöst. Kai Schumacher verblüffte als erster Gast mit seinen an Techno und Minimal-Music angelehnten Kompositionen. Durch verschiedene Hilfsmittel wie Holzklötze oder Spezialknete präpariert er die Klavierseiten und verändert dadurch den Klang des Flügels. Das Ergebnis ist nicht nur äußerst faszinierend, sondern sogar durchaus tanzbar.

Die Besucher sollen
überrascht werden

Mit einem klassischen Piano-Abend hatte die Veranstaltung in der Klavierwerkstatt Pianovum wenig zu tun. Das Late-Night-Konzept soll seine Besucher überraschen und die musikalische Bandbreite des Themas ausloten. Gleichzeitig sollen die beteiligten Pianisten, Klavierbauer, Klangkünstler, Bratschisten und Dirigenten ausführlich zu Wort kommen. Diese Mischung war am Sonntag äußerst kurzweilig.

„Wir wollen gerade junge Leute ansprechen und zeigen, dass wir etwas zu sagen haben“, erklärt Mitinitiatorin Kiyomi von Frankenberg. Wuppertal habe kulturell viel zu bieten. „Dazu möchten wir einen Beitrag leisten.“ Im Gespräch mit Moderatorin Mariko Sudo berichtete Kai Schumacher von seinem musikalischen Lebensweg im Spannungsfeld zwischen einer klassischen Pianisten-Ausbildung und mehreren Bandprojekten. „Diese beiden Welten hatten lange nichts miteinander zu tun, bis ich angefangen habe, sie zu verbinden“, erzählt der 40-Jährige. 2013 erschien sein zweites Album „Transcriptions“, auf dem er Songs aus den Bereichen Heavy-Metal, Grunge oder Indie Rock auf dem Solo-Klavier interpretierte. Sein aktuelles Album „Rausch“ bietet eigene Kompositionen mit vielen klanglichen Experimenten. Davon gab es bei der Piano Late Night eine Kostprobe.

Finanziert wird die Piano Late Night durch Crowdfunding, Sponsoring und Unterstützung der Stadt. Weitere Fördermittel des Landes sollen beantragt werden. Die erste Show wurde aufgezeichnet und soll bald bei Youtube zu sehen sein. Die nächste Auflage findet am 29. März bei Pianovum statt. Dabei ist Gareth Lubbe von der Folkwang Universität der Künste. In der zweiten Jahreshälfte will Götz Alsmann vorbeischauen.