Verein Eine Insel der Kultur mit viel Geschichte, Nostalgie und Zukunft

Der junge Verein Insel bilanziert eine Woche Probewohnen im Café Ada. Das Umfeld soll bewusst einbezogen werden.

Probewohnen im Ada: (v.l.) Beate Rüter, Ricardo Viviani, Zara Zoë Gayk, Thomas Krug, Birte Fritsch und Uta Atzpodien.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Geschichte des Hauses Wiesenstraße 6 ist lang und bewegt. Hier wurden Bänder gewebt, war einige Jahre eine Moschee untergebracht, war das „Wohnzimmer“ des Tanztheaters Pina Bausch. Seit 30 Jahren ist das Café Ada hier zuhause. Im Obergeschoss wird Tango und Salsa getanzt. Doch während im Erdgeschoss weiter Kulturschaffende aktiv sind, geriet das Geschehen darüber ins Stocken. Aus diesem „Dornröschenschlaf“ will es nun ein „Prinz“ wachküssen: ein Verein mit derzeit 20 Mitgliedern, vornehmlich Kunstschaffenden. Im vergangenen Jahr hatten sie sich zum Verein Insel (Deutsch für Ada) zusammengetan, gerade wurde die Gemeinnützigkeit anerkannt, im April steht der Einzug in der Wiesenstraße an. Am Freitag endete eine Woche des Probewohnens, um Aufgaben zu klären und vorzubereiten.

Vier Inselaner hatten ihre Schlafsäcke, Koffer und Matratzen mitgebracht. Sie hatten sich zunächst in der Mitte des 330 Quadratmeter großen Saals niedergelassen, dann ihr provisorisches Wohn-Schlaf-Büro auf der Bühne eingerichtet. „Am Anfang mussten wir uns zusammenruckeln, jeder suchte sich seine Aufgabe“, blickt Vereins-Vorsitzender Thomas Krug zurück. Einer machte sich an eine Bestandsaufnahme der Veranstaltungen aus Flyern und Leporellos. Eine andere beschäftigte sich mit der systematischen Klärung der Raumbelegung. Strukturen mussten (und müssen) aufgebaut, Verantwortlichkeiten geklärt werden.

Viele Interessierte schauten vorbei. Frank N und Birgit Pardun hängten ihre Bilder in einer kleinen Spontan-Ausstellung auf. Studierende kamen, die im Rahmen des Gebäude-Energiewettbewerbs „Solar Decathlon Europa“ das Mirker Quartier neu planen, wozu eben auch das Ada gehört. Besonderer Höhepunkt war der Besuch zahlreicher Tänzer, die ehedem im Ada aktiv gewesen waren. Darunter Dominique Mercy, Jan Sieczkarek, Thusnelda Mercy oder Jean Laurent Sasportes, der künstlerischer Leiter im Café Ada gewesen war. Man tauschte sich aus, erkundete Bedürfnisse und Möglichkeiten, wie die Tanzaktivitäten weitergeführt werden können. Der Tanz sei auf jeden Fall ein Riesenfundus für die Zukunft, ist Krug sicher. Ehrensache, dass die WG auf Zeit auch an Tanz-Kursen in ihrer „Wohnung“ teilnahm.

Der kulturelle Begriff der Insel ist weiter gefasst. Man will auf beiden Etagen ein Kommunikations- und Produktionszentrum für die Freie Szene etablieren. Es soll Jazzmusik genauso geben wie Theater, klassische Musik, Ausstellungen, Kurse, Schulungen, Literatur (das Format „Literatur auf der Insel“ gibt es seit 2014). „Wir wollen uns für die gesellschaftliche Kultur und die künstlerische Kultur einsetzen“, sagt Zara Zoë Gayk vom Vereinsvorstand. Der Raum sollte tagsüber geöffnet werden, und auch als Residence durch Ensembles, die hier proben, genutzt werden.

Positives Feedback auf den Wiederbelebungsversuch

Dabei ist sich der Insel-Verein durchaus seines Umfeldes bewusst. In den vergangenen Tagen schwärmten einige aus in Utopiastadt, Läden, Imbisse, die Alte Feuerwache. Sie führten Interviews, um herauszukriegen, was den Menschen ihr Viertel bedeutet, erhielten immer wieder positives Feedback auf ihren Wiederbelebungsversuch. Der soll nicht in Konkurrenz, sondern in Kooperation erfolgen, und immer wieder das kulturelle Erbe des Ada fortführen. Vorstandsmitglied Uta Atzpodien: „Am Donnerstag haben wir ein Nachbarschaftsfest ‚Insel schwärmen im Mirker Quartier’ veranstaltet.“ Und am Freitagabend wurde die WG feierlich mit einem Abschlussfest aufgelöst. Im Mittelpunkt stand das enthierarchisierte Gespräch, das nach fishbowl-Methode organisiert wurde, damit jeder, der was sagen wollte, das auch konnte, so Atzpodien.

 Bleibt noch das Gebäude selbst, das der Renovierung bedarf, von den sanitären Anlagen, über Wasserleitungen bis hin zum Dach. Krug: „Wir wollen Oberlichter im Dach haben, so dass der Raum ein schöner Salon wird, der sich aber zugleich in eine Blackbox verwandeln lässt.“ Die Vermieter, die das Gebäude 2019 von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal zusammen mit der Verpflichtung der kulturellen Nutzung kauften, seien interessiert zu investieren und zu gestalten, weiß der Vorsitzende: „Hier ist viel Geschichte, Nostalgie. Gleichzeitig ist es wichtig, nach vorne zu schauen und weiter zu machen.“ Der Anfang ist gemacht.