Kommentar Ehrenamtlich laienhaft

Wuppertal erlebt auf der politischen Bühne derzeit ein großes Schauspiel. Gegeben wird das Stück „Eine Partei zerlegt sich selbst“. In den Hauptrollen brillieren ein paar Funktionsträger. Und wenn der letzte Vorhang fällt, dann könnte es zwei Opfer geben.

Dabei wird doch nur ein Kandidat für die Wahl zum Oberbürgermeister von Wuppertal gesucht. Aber selbst dazu scheint die CDU in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht in der Lage zu sein. Dabei hätte sie theoretisch sogar die Wahl zwischen zwei ausgewiesenen Persönlichkeiten. Aber wer Luxus nicht gewöhnt ist, der droht an Luxusproblemen zu scheitern. Mit einem Überfluss an geeignetem Personal hat die hiesige Christdemokratie schon traditionsgemäß wenig Erfahrung.

Also steht wieder einmal Hauen und Stechen auf der Tagesordnung. Nur um die eigentlichen Fragen geht es nicht. Dabei liegen sie auf der Hand: Können die Christdemokraten mit einem grünen OB-Kandidaten im September nächsten Jahres in die Kommunalwahl gehen? Oder muss es jemand aus den eigenen Reihen sein? Und wenn ja, darf es sich dann um Barbara Reul-Nocke handeln? Oder geht das nicht, weil sie die Ehefrau des amtierenden CDU-Vorsitzenden ist?

Für die Junge Union ist die letzte Frage bereits beantwortet. Sie verbindet diese Personalie mit dem Begriff Vetternwirtschaft, was dem CDU-Vorsitzenden Matthias Nocke gegenüber reichlich unhöflich ist. Außerdem ist es falsch. Denn würde seine Ehefrau Oberbürgermeisterin, müsste Nocke selbst sich eine neue Stelle suchen. Beigeordneter in Wuppertal könnte er kaum bleiben. Das weiß er auch. Schließlich sind Rathäuser in Deutschland keine Familienunternehmen und ist Wuppertal keine Bananenrepublik. Aber an der möglichen Kandidatin haftet nun ein Makel. Wirklich gerecht ist das nicht.

Dann also Uwe Schneidewind? Die Jugendorganisation der CDU beantwortet diese Frage lauthals mit ja. Schließlich sind Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei der Jugend derzeit die Themen des Tages. Beides vertritt Schneidewind in höchstem Maße professionell und international vernetzt. Aber wählen die älteren CDU-Sympathisanten deshalb einen Grünen zum Oberbürgermeister?

Das ließe sich in Gesprächen herausfinden. Doch dazu hat die CDU keine Zeit. Sie ist mit sich selbst beschäftigt, weil noch politische Rechnungen zu begleichen, weil Wunden nicht verheilt, Niederlagen nicht akzeptiert und neue Rollen noch nicht gefunden sind. Nichts ist, wie es scheint. Beschlüsse des Kreisvorstandes in der Kandidatenfrage sind nach wenigen Tagen schon wieder Makulatur. Im Stadtrat versucht die Fraktion, im neuen Bündnis mit den Grünen Profil zu bilden. Aber nichts funktioniert, weil die frische Fraktionsspitze einfach nicht auf Betriebstemperatur kommen will. Und obendrein fühlt sich jeder bemüßigt, irgendetwas zum Thema zu sagen. Nur wirklich Erhellendes ist nicht dabei.

Das ist misslich, weil es schließlich nicht um irgendetwas geht. Oberbürgermeister sind zwar bei weitem nicht allmächtig, aber sie haben Macht und Einfluss. Deshalb ist die Frage wichtig, mit welchem Kandidaten eine Partei wie die CDU im nächsten Jahr in den Wahlkampf ziehen will. Geeignetes Personal ist schwer zu finden. Umso behutsamer muss sein, wer womöglich gleich zwei Eisen im Feuer hat. Derzeit sieht es jedoch nicht so aus, als könnten die Christdemokraten damit professionell umgehen.

Und es stimmt ja auch: In Deutschland ist festgeschrieben, dass Kommunalpolitik weitestgehend von Ehrenamtlern betrieben werden soll. Von laienhaft steht da allerdings nichts.