Kultur Künstler stellen Gewissheiten in Frage
Skulpturenpark zeigt Werke von Kavata Mbiti, Daniel Winkler und Johannes Weiß.
Die Wirkung des Materiellen lässt sich an Plastiken gut studieren. Ist nicht eine Skulptur immer ein gutes Stück stofflicher als ein Bild? Schon durch ihre sichtbare Dreidimensionalität, die man sogar ertasten könnte, wenn man dürfte. Auch das zu reflektieren gibt der Skulpturenpark Waldfrieden mit seiner aktuellen Ausstellung „Habitat“ Anlass: Drei Künstler zeigen noch bis Ende Januar bildhauerische Ansätze, Gewissheiten in Frage zu stellen.
Hausherr Tony Cragg betonte zur Einführung, nach klassischen Meistern in vorigen Schauen stünden nun drei junge Künstler im Mittelpunkt. „Es ist uns eine Ehre und Freude, dass wir sie ausstellen dürfen.“ Eine einheitliche stilistische Form liege dem nicht zu Grunde.
Zum Programm des Skulpturenparks erinnerte Cragg an den weiter zu besichtigenden Joan Miró, aus dessen Werk man zwei Exponate auch erworben habe. Für die nächste Zukunft kündigte der Gründer des Skulpturenparks außer einer Schau zu Joseph Beuys auch eine Ausstellung des Iren Sean Scully an, der vor allem als Maler bekannt ist. In Rück- wie auch Ausblick gab es so also auch Beispiele für im Skulpturenpark gezeigte Künstler, die sonst mehr mit Malerei verbunden werden.
Für Kavata Mbiti ist das Erschüttern vermeintlicher Gewissheiten erklärtes Ziel. Ihren zwei Arbeiten in „Habitat“ geht es darum, Klang zu visualisieren, und das durch Rückgriff auf die Natur: Beide bestehen aus Holz, und beide mögen auch an organisches Wuchern erinnern. „Arche“ spielt auf die Optik einer Orgel an, „Höhen und Tiefen im Freien Fall“ will wie eine Note wirken. Naturnah und materiell wird letztere Arbeit nicht zuletzt dadurch, dass sie mit Wachs bearbeitet ist, das die Konturen aufweichen lässt.
Die Physis wird immer wieder
zur Disposition gestellt
Auch Daniel Winkler stellt die Physis zur Disposition. In seinem Fall, er ist auch Yogalehrer und bezieht sich bewusst auf diese Tradition, zeigt sich das am menschlichen Leib. In „Herzkreis“ sind zwei Körper „dynamisch verbunden“, wie es Dr. Maya Anna Rosalie Großmann im Begleittext formuliert. Wie auch die gleichfalls aus Acrystal gefertigte „Vereinigung“ strahlt sie Harmonie und Balance aus – bei aller Abweichung von landläufiger Wirklichkeit. Hier sähen wir, so hatte Tony Cragg gemeint, statt der bloßen Hülle eine Variante des Wirklichen, „wie es sein kann“.
Johannes Weiß schließlich gestaltet seinen Blick auf die Welt durch Formung aus Holzfasern zu geometrischen Objekten. Die Dreidimensionalität fällt hier verglichen mit den anderen Künstlern vielleicht am wenigsten in den Blick. Die Arbeiten „Sugi“ und „Kimber“ wirken wie am Reißbrett gezeichnet, mit ihren geschwungenen Linien allerdings doch wieder mit Nähe zur Natur. Und Weiß war ursprünglich Zeichner, wie er später erzählt. Er hat in Berlin dennoch die Bildhauerklasse von Tony Cragg besucht, die seinen Fortgang dann beeinflusste: „Man geht da hin, wo Fremdartigkeiten Neugierde erwecken.“ Dennoch blieb der Bezug zum flächigen Arbeiten: „Das Bild ist mir nie abhanden gekommen.“ Vielleicht also kein Zufall, dass seine Art, mit Plastiken zu verfremden, am stärksten an Malerei erinnert.