Verkehr Zahl der Pendler ist stark gestiegen

Wuppertal · 50 000 Menschen schlafen in Wuppertal und arbeiten woanders. 45 Prozent mehr als noch im Jahr 2000.

 Ein Schild mit der Aufschrift «Pendler» steht an einer Autobahnanschlussstelle. Millionen Menschen in Deutschland legen teils weite Strecken zum Arbeitsplatz zurück.

Ein Schild mit der Aufschrift «Pendler» steht an einer Autobahnanschlussstelle. Millionen Menschen in Deutschland legen teils weite Strecken zum Arbeitsplatz zurück.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Inzwischen verlassen mehr als 50 000 Wuppertaler zum Arbeiten die Stadt. Das geht aus dem aktuellen Pendler-Atlas der Bundesagentur für Arbeit hervor. Im Jahr 2000 zählte die Stadt noch rund 34 000 Auspendler - somit stieg die Zahl über die Jahre um rund 45 Prozent an. Etwa jeder siebte der Wuppertaler Pendler nimmt sogar eine Entfernung von 80 Kilometer und mehr für die tägliche Hin- und Rückfahrt auf sich und arbeitet in Städten wie Köln (2678) oder Dortmund (819). Nach den Zahlen ist Wuppertal im Gegensatz zum Nachbarn Remscheid keine Einpendlerstadt mehr - denn rund 50 000 Menschen kommen auch täglich zum Arbeiten nach Wuppertal.

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) spricht von einem „alarmierenden Trend“. Die Hauptursache sei der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in Groß- und Unistädten. Doris Jetten, Bezirksvorsitzende der IG Bau Düsseldorf, sagt: „Die öffentliche Hand muss viel mehr als bisher investieren, um bezahlbaren Wohnraum in den Metropolen und Ballungsräumen zu schaffen. Es fehlen vor allem Wohnungen im sozialen und im bezahlbaren Segment.“

Mehr als 7500 Wuppertaler
arbeiten in Düsseldorf

Eine Ursache für den massiven Anstieg bei den Auspendlern ist in Düsseldorf und Köln zu suchen, wo es attraktive Arbeitsplätze, aber überteuerten Wohnraum gibt. Mehr als 7500 Wuppertaler zieht es zur Arbeit in die Landeshauptstadt. Andreas Wiemann, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, wundert das nicht: „Viele Menschen schauen in den Mietspiegel und erkennen den erheblichen Unterschied.“ Während in Wuppertal die Untergrenze des Quadratmeter-Mietpreises bei 4,28 Euro liegt (Gebäude von vor 1949 und mehr als 90 Quadratmeter) und die Obergrenze bei 8,27 Euro (Bau ab 2005), liegt der durchschnittliche Mietpreis in Düsseldorf aktuell bei 13,14 Euro pro Quadratmeter.

Gleichzeitig gebe es in Wuppertal noch immer viele Leerstände - aktuell 8000 bis 9000 Wohnungen - so Wiemann. Zwar sinke diese Zahl auch in Wuppertal und viele dieser Gebäude seien „Müll“, aber der Jurist betont: „Es gibt in Wuppertal auch viele Perlen.“ Dass vor allem aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Kreis Mettmann Menschen nach Wuppertal einpendeln, erklärt sich für Wiemann nicht aus einer Wohnungsnot im Tal, sondern eher daran, dass eben „viele Menschen gerne im Grünen wohnen und in der Stadt arbeiten“.

Doch so entspannt wie das klingt, ist die tägliche Fahrt zur Arbeit nicht. Der ADAC weist auf die gesundheitlichen Folgen des Pendelns hin. Sprecher Thomas Müther sagt: „Umfragen zeigen, dass Menschen mit einem Arbeitsweg von bis zu 20 Minuten relativ entspannt sind. Wer länger pendelt, der fühlt sich wesentlich häufiger gestresst.“ Die gesundheitlichen Risiken für Auto- und Bahnpendler stiegen ab 30 Minuten Fahrzeit. Die häufigsten Beschwerden seien Schlafstörungen, Bluthochdruck, Rücken- und Kopfschmerzen.

Pendler erwarten bis 2025
auf der A46 viele Baustellen

Gerade Pendler, die zwischen Wuppertal und Düsseldorf unterwegs sind, blicken auf eine nervenaufreibende Zukunft. Eine neue Umweltspur im Düsseldorfer Süden könnte nach den Herbstferien zu täglichen Rückstaus bis auf die A46 führen. Allein die Fahrt auf Wuppertaler Stadtgebiet macht in den kommenden Jahren auf der A46 wenig Spaß. Bis 2025 wird Straßen.NRW zwischen Sonnborner Kreuz und Kreuz Wuppertal Nord 13 Brücken ersetzen, Spuren und Lärmschutzwände ausbauen. Es wird zu unzähligen Sperrungen und Spurreduzierungen kommen.

Der ADAC sieht noch „erhebliches Potenzial“ darin, den Autoverkehr durch Pendler zu minimieren - schließlich müssen 50 000 Menschen nicht in 50 000 Autos fahren. Fahrgemeinschaften könnten Straßen entlasten, Parkraum sparen und den Abgasausstoß reduzieren. Doch Müther weiß auch, dass die allermeisten Pendler auch aus psychologischen Gründen im Moment noch gerne alleine fahren: „Der private Raum im Auto wird ungern geteilt, viele möchten zum Beispiel ihre eigene Musik hören oder haben ihren eigenen Fahrstil, den sie nicht anpassen wollen.“