Begrabt mein Herz in Wuppertal Ein Ausritt mit William und Harry

Nachdem die Tasse mit Lady Dianas Konterfei kaputt ist, braucht Uwe Becker dringend eine neue.

 Uwe Becker ist Chefredakteur des Satiremagazins Italien.

Uwe Becker ist Chefredakteur des Satiremagazins Italien.

Foto: Joachim Schmitz

Als ich von Prinz Harrys Rücktritt erfuhr, fiel mir vor Schreck meine Lady Diana-Kaffeetasse aus der Hand und ging zu Bruch. Ich weiß nicht, was der Queen bei der Meldung aus der Hand glitt, aber wenn es eine Tasse war, dann war diese um einiges teurer als meine, mit dem Abbild der von ihr wenig geliebten toten Schwiegertochter. Meine Tasse habe ich einige Jahre nach Dianas Tod, für vier Mark erworben. Die Verkäuferin auf dem Luisenfest verlangte zunächst den doppelten Preis, aber ich konnte sie herunterhandeln. Mein Argument, den Preis zu senken, da die Prinzessin ja tot sei und das Trinken aus der Tasse einem eher Unglück bringen könnte, beeindruckte die Verkäuferin überraschenderweise. Ich schämte mich aber direkt dafür, diesen geschmacklosen Versuch unternommen zu haben, um den Preis zu drücken. Verehrte ich die Prinzessin doch sehr, und hätte wohl auch einen weitaus höheren Betrag bezahlt.

Lange Rede, kurzer Sinn, am Ende war ich mega glücklich, dass ich dieses Erinnerungsstück besaß. Wie Millionen anderer Menschen verfolgte ich die Beisetzung von Lady Diana am Fernsehen. Ich erinnere mich, dass ich am Vortag der Beerdigung einige Vorkehrungen traf, um dem Ereignis einen angemessenen und für mich angenehmen Rahmen zu verleihen. Da die Trauerfeier an einem Samstag stattfand, hatte ich mir für diesen Tag Urlaub genommen, da ich in der Regel an diesem Tag der Woche als Koch tätig war. An diesem Tag war aber nicht an Arbeit zu denken. Ich muss gestehen, die Princess of Wales hatte mir zu ihren Lebzeiten von Anfang an schwer den Kopf verdreht. Allerdings hatte ich mir nie wirklich Chancen ausgerechnet, aber in meiner Phantasie waren wir oft ein Paar - die Gedanken sind frei, wer will sie erraten… Nun gut, ich möchte das jetzt nicht vertiefen.

Für mein leibliches Wohl an diesem traurigen Samstag, kaufte ich mir kleine Leckereien wie original englisches Weingummi und hauchdünne Schoko-Minz-Tafeln. Zunächst aber, die Trauerfeier begann in aller Herrgottsfrühe, machte ich mir ein richtiges, englisches Frühstück mit Cornflakes, Spiegeleiern, Speck, Würstchen und gebackenen weißen Bohnen in Tomatensauce. Dazu trank ich schwarzen Tee mit braunem Zucker und Milch. Meine Großmutter hatte mir ein feines Teeservice vererbt, das nun erstmalig zum Einsatz kam.

Die Rollläden blieben ganztägig unten, weder die lieblich zwitschernde Amsel noch die wärmende Septembersonne Unterbarmens hätten mir an diesem deprimierenden Tag ausreichend Trost spenden können. Tränen kullerten mir über die Backen, als Elton John „Goodbye England’s Rose“ sang. Ich war damals noch kein Vater, trotzdem taten mir Dianas Söhne, Harry und William, sehr leid, weil ich spürte, wie sie litten. Bei Prinz Charles regte sich für mein Empfinden nicht viel. Ich hatte eher den Eindruck, dass Charles während der Zeremonie nur an seine Geliebte Camilla Parker Bowles und Sex dachte - schlimm! Irgendwann überkam mich die Müdigkeit und ich schlief vorm Fernseher ein. Im Traum ritten Harry, William und ich auf himmelblauen Stuten über Schottlands grüne Wiesen, lachten und hatten viel Spaß. Abends, am offenen Kamin, eröffnete ich ihnen, dass nicht Prinz Charles ihr Vater sei, sondern meine Wenigkeit, der Duke of Unterbarmen. Die Jungs schienen wenig überrascht, freuten sich aber wie Bolle auf die baldige Fahrt mit dem Kaiserwagen. Später schliefen sie in meinen Armen ein.

Ich stand damals kurz vor meinem 43. Geburtstag und war für solche Träume eigentlich zu alt. Drei Jahre später bekam ich dann wirklich noch einen eigenen Prinzen. Das ist alles wunderschön, nur leider habe ich derzeit summa summarum noch drei dieser typischen, wunderschönen Kaffeetassen mit aufgedruckten Sprüchen und Fotos, nachdem mir die Lady-Diana-Tasse ja entzwei ging: „Lieber rumtigern als rumkrebsen“, „Solingen“, und „Anti-Stress-Becher“. Ich werde in den nächsten Tagen mal an einem Gewinnspiel des WDR hier in Wuppertal teilnehmen. Mit ein wenig Glück könnte ich eine Lokalzeit-Tasse gewinnen. Drücken Sie mir bitte alle die Daumen.