Ein-Euro-Jobs: Angst vor den Kürzungen

Stadt und Jobcenter müssen entscheiden, welche Projekte wegfallen.

Wuppertal. Stadt und Jobcenter stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Bis Mitte des Jahres müssen sie entscheiden, welche Eingliederungsmaßnahmen sich Wuppertal noch leisten kann und wie das verbliebene Geld an die Einrichtungen verteilt wird. Hintergrund sind die massiven Kürzungen bei allen Instrumenten der Eingliederung von Langzeitarbeitslosen, zu denen Qualifizierungen, Umschulungen und auch die sogenannten Ein-Euro-Jobs gehören.

Gab es für die Finanzierung des gesamten Bereichs vom Bund 2010 noch 44 Millionen Euro, sind es in diesem Jahr noch 36 Millionen; 2012 sollen nur noch maximal 28 Millionen Euro nach Wuppertal fließen. „Die Kürzung um 40 Prozent ist eine Entscheidung des Bundes zu Lasten der arbeitslosen Menschen“, kritisiert Sozialdezernent Stefan Kühn. Betroffen sind Einrichtungen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa die Wuppertaler Tafel, der Holzenergiehof oder die Toys Company, die Spielzeug sammelt und verschenkt.

Was viele nicht wissen: Auch Gemeinden und Sportvereine, der Jüdische Friedhof, das Haus der Generationen oder Altenheime und Kindertageseinrichtungen könnten von den Kürzungen schmerzlich getroffen werden, denn in all diesen wichtigen Bereichen sind Langzeitarbeitslose tätig. So leisten sie unterstützende Arbeiten in den Kitas, helfen bei der Restaurierung des jüdischen Friedhofs oder arbeiten als Ergänzungskräfte zur Pflege in den Altenheimen. „Das Thema betrifft die ganze Stadt. Es gibt kaum einen Ort, wo es keine Rolle spielt“, sagt Thomas Lenz, Geschäftsführer des Jobcenters.

Die vom Bund beschlossenen Kürzungen werden damit begründet, dass man sich auf die Vermittlung von Arbeitslosen auf den ersten Arbeitsmarkt konzentrieren will. Nach Einschätzung von Lenz läuft das komplett an der Wuppertaler Realität vorbei: „70 Prozent unserer Kunden sind arbeitsmarktfern und haben ein Vermittlungshemmnis. Es ist absurd, sich auf die restlichen 30 Prozent zu konzentrieren.“ Somit werde das Thema auch zu einem gesellschaftlichen Grundsatzproblem: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir eine reine Alimentierung wollen oder eine Teilhabe an der Gesellschaft.“ Denn Arbeit bedeutet immer auch Wertschätzung für die betroffenen Menschen — darin sind sich Thomas Lenz und Stefan Kühn einig.

Die Entscheidung, welche Einrichtungen weiter gefördert werden, muss bis Mitte des Jahres getroffen werden, weil die Träger Planungssicherheit brauchen und ihre Gebäude und ihr Personal gegebenenfalls anpassen müssen. „Wir müssen eine finanzielle und inhaltliche Priorisierung vornehmen. Das ist ein sehr schwieriger Prozess, weil alle Projekte sinnvoll sind“, sagt Lenz.