Ein ganz konkreter Einblick in das Studentendasein
Die Initiative „You only study once“ gibt Schülern Hilfestellung bei der Entscheidung für den richtigen Studiengang.
Für die Abiturienten aus NRW wird es nach den Osterferien richtig ernst: Die Abiturprüfungen stehen an. Gegen Sommer werden hoffentlich die meisten von ihnen ihr Abschlusszeugnis in den Händen halten. Und dann ist es geschafft: zwölf Jahre Schulzeit sind vorbei und es kommt der Punkt, an dem plötzlich jeder seinen eigenen Weg gehen muss und darf. Viele werden sich erleichtert fühlen, andere vielleicht nostalgisch zurückblicken und weitere sich über die neu gewonnene Freiheit freuen. Doch eine Frage dürfte wohl alle beschäftigen: Was soll ich nach dem Abi machen? Eine Frage, über die es sich lohnt, länger und vor allem auch früh genug nachzudenken. Die Möglichkeiten scheinen unzählig: In Deutschland gab es im Wintersemester 2017/2018 laut Statista insgesamt 19 011 Studiengänge, davon waren 17 380 Bachelor- oder Masterstudiengänge.
Auch wenn die Wahl eines Studiengangs immer eine persönliche Entscheidung bleibt und dafür Wissen über sich selbst, die eigenen Interessen, Wünsche und Zukunftsvorstellungen nötig ist, kann eine ausführliche Recherche dabei helfen, die richtige Wahl zu treffen. Informieren kann man sich beispielsweise auf den Internetseiten der Hochschulen oder vor Ort bei den Studienberatungsstellen.
Dem Studierenden-Team der ehrenamtlichen Initiative „You only study once“, darunter auch viele Studierende der Bergischen Universität Wuppertal, war das aber nicht genug. Lea Pulst, die Biologie und Germanistik im Rahmen eines Sonderpädagogik-Lehramtsstudiums in Wuppertal studiert, erklärt: „Mir hat damals ein persönlicher Ansprechpartner gefehlt. Ich habe mir konkrete Einblicke ins Studentenleben gewünscht, die mir so keiner geben konnte“.
Campus
Wuppertal
Genau das versucht „Yoso“ nun seit 2015 für angehende Abiturienten zu leisten. Etwa 40 Studierende verschiedener Hochschulen haben sich dazu zusammengeschlossen. Die Idee, die eigenen Erfahrungswerte und Einblicke in das Studium mit anderen zu teilen, soll Schülern dabei helfen, das Studium besser und realistischer einzuschätzen. Deshalb gehen die Studierenden gelegentlich an Schulen oder auf Messen, um interessierten Schülern ganz persönlich Rede und Antwort zu stehen.
Vor kurzem waren sie zum Beispiel mit einem Team von fünf Studierenden auf der Berufsorientierungsveranstaltung der beiden Gymnasien in Erkrath im Kreis Mettmann. Schüler der elften Klasse konnten dort mit den Studierenden sprechen. Und die Gespräche verliefen jedes Mal anders. Manche Schüler wussten schon ganz genau, was sie nach dem Abi machen möchten. Lena (16) war sich zum Beispiel sicher: „Ich möchte Modedesign in London studieren und muss mich dafür auch schon im Sommer bewerben.“ Andere überlegen noch — so wie Alice (17): „Mein Berufswunsch hat sich im Lauf der Zeit schon so oft geändert, dass ich aktuell noch unsicher bin.“ Und weitere scheinen noch gar nicht richtig realisiert zu haben, dass sie in einem Jahr eine Entscheidung treffen müssen.
Das beobachtet auch Lehrerin Barbara Dunker, die Berufswahlkoordinatorin des Gymnasiums am Neandertal ist: „Es scheint, als gäbe es zwei Gruppen von Schülern. Die einen sind ganz bemüht und schon total informiert, während sich andere eher lethargisch verhalten.“ Barbara Dunker erkennt bei ihren Schülern den Trend, sich sehr stark zu klassischen Arbeitsfeldern hingezogen zu fühlen, wie zum Beispiel zur Polizei. „Ich könnte mir vorstellen, dass diese klassischen Bereiche eine Sicherheit ausstrahlen, die sich die Schüler in einer unsicheren Welt wünschen“, erklärt sie.
Doch bei vielen Studiengängen ist gar nicht klar, was man später damit werden kann. Diese Sorgen kennt das Studierenden-Team von „You only study once“ — viele von ihnen wüssten selbst noch gar nicht genau, wie es nach dem Studium weitergeht, obwohl sie bereits studieren.