Ein Jahr - eine Stadt: 365 Fotos von Wuppertal
Durch neue Perspektiven und ungewöhnliche Fotos zeigt ein Wuppertaler seine Stadt ganz neu — mit Liebe zum Detail.
Wuppertal. Ein Jahr hat 365 Tage und 365 Fotos hat Thorsten Leiendecker dieses Jahr auch von Wuppertal gemacht — für jeden Tag ein Foto. Die Idee ist weltweit nicht neu, für Wuppertal aber schon. Seine eigene Stadt in 365 Fotos festzuhalten und neu zu entdecken ist eine Herausforderung, weil sie das Ausbrechen aus dem Gewohnten fordert und täglich nach neuen Blickwinkeln verlangt. Es ist eine Herausforderung, zu der sich Leiendecker während einer Mittagspause entschloss.
Aus einer Idee wurde damals schnell ein ausgewachsenes Projekt. Nach dem Entwickeln einer Onlineplatform zum Veröffentlichen kam die eigentliche Arbeit: Das tägliche Fotografieren. An manchen Tagen schoss der Hobbyfotograf mehrere Bilder und „arbeitete“ für die nächsten Tage vor. An anderen kostete es Überwindung, die Kamera in die Hand zu nehmen und Fotos zu machen. „Das war einer der Grundgedanken des Projektes: Ich wollte gezwungen sein, jeden Tag Fotos zu machen. Die letzten beiden Jahre bin ich nicht oft zum Fotografieren gekommen und das wollte ich ändern“, erzählt Leiendecker von seiner Arbeit. An manchen Tagen habe er keine Lust gehabt, rauszugehen und Fotos zu schießen — gerade wenn das Wetter mal wieder typisch wuppertalerisch war. Aber man passe sich eben an.
Manchmal hat er sich vorher Orte überlegt, die er gerne fotografieren wollte. Oft ist Leiendecker aber auch einfach losgezogen und hat geschaut, was kommt. Ein Mal etwa ist er vom Loh bis zum Stadion gelaufen, weil ein Motiv nach dem anderen ihn so begeistert hat.
Eigentlich ist Leiendecker technischer Angestellter bei der Stadtverwaltung und arbeitet in der Planung und Verkehrssicherheit. Fotografie ist sein Hobby und künstlerischer Ausgleich zum Büroalltag. Aber über die Jahre hat er nicht nur seinen eigenen Stil entwickelt sondern sich auch viel Wissen angeeignet.
Viele der Bilder des Projektes bestechen durch ihre ungewöhnlichen Perspektiven und Farbgebungen. Sie lassen so manch tristen Ort Wuppertals in einem anderen Licht erscheinen und warten oft mit neuen Blickwinkeln auf. Oft fällt erst beim zweiten Betrachten auf, dass die auf dem Foto so interessante, an einen Elefanten erinnernde Architektur ein Parkhaus in der Innenstadt ist. Bekannte Orte wie der Wuppertaler Bahnhof gewinnen durch die ganz eigenen Perspektiven und fotografischen Aufarbeitungen an Schönheit und Charme. Selbst eine beschädigte alte Telefonzelle oder die heruntergekommen Hausfassade werden durch Leiendeckers Kameralinse auf den Bildern zu neuem Leben und zu Wuppertals hausgemachter Kunst aufgewertet.
Neben Wuppertals Wahrzeichen, der Schwebebahn, sind Bilder mit Kunstwerke von Straßenkünstlern, Schildern, Hausfassaden, Treppen, Orten und vielem mehr in der Sammlung zu sehen. So unterschiedlich alle Bilder doch sind, eines zeigen sie deutlich: Das ist Wuppertal — mit allen Fassetten.
Ursprünglich sollte das Projekt aus 365 Fotos von bekannten und weniger bekannten Orten Wuppertals bestehen. Daraus aber hat sich ein ganz besonderes Portrait Wuppertals in Detailaufnahmen entwickelt.