Gastbeitrag Ein Rückblick auf den Alptraum Referendariat
Arne Ulbricht erinnert sich an ein ungewöhnliches Lehrerleben.
Für viele Referendarinnen und Referendare endet in diesen Wochen das Referendariat. Ob man sofort eine feste Anstellung bekommt, hängt vor allem von der Abschlussnote ab. Momentan denke ich mal wieder besonders häufig an mein Referendariat, durch das ich mich von 2002 bis 2004 (in Schleswig-Holstein) gequält habe. Am Ende wäre ich fast durchgefallen – ich bin rein formal gesehen also ein schlechter Lehrer.
Mein erlittenes Debakel lag zum einen daran, dass ich schon damals davon träumte, Schriftsteller zu werden; ich schrieb einen Roman, anstatt mich wochenlang auf Unterrichtsbesuche vorzubereiten. Zum anderen lag es an gewissen Fähigkeiten, die ich nicht hatte: Tafelbilder? Die waren immer schief. Unterrichtsgespräche? Brachten Spaß, aber ich landete selten dort, wo ich laut Entwurf hätte landen sollen. Dachte ich mir irgendwelche Unterrichtsspektakel aus? Nee, ich dachte mir Schulbuchunterricht aus; mir wurde ja auch gesagt, man solle Unterrichtsalltag zeigen.
Und heute? Bin ich ein schlechter Lehrer? Nein. Bin ich ein guter Lehrer? Auch nicht. Ich bin einfach ein Lehrer mit Stärken und Schwächen. Ein Lehrer, der sich in Unterrichtsgesprächen noch immer verliert und dessen Tafelbilder höchstens einen Tick besser sind als 2004, der manchmal die Schüler langweilt, manchmal aber auch mitnimmt.
Wegen meines Katastrophenreferendariats genieße ich übrigens ganz besonders, wenn ich Referendare betreuen darf. Denn ich glaube, dass ich ihnen etwas mitgeben kann. Schließlich weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn in einer Stunde nichts klappt.
Vor allem weiß ich, dass man den Traum vom Lehrersein nicht begraben muss, wenn die Abschlussnote nicht stimmt. Kurioserweise blicke ich dank meines versemmelten Referendariats auf ein eher ungewöhnliches Lehrerleben zurück. Ich war nämlich jahrelang als Vertretungslehrer tätig und habe, bevor ich fest eingestellt wurde, an acht Schulen (in drei Bundesländern) unterrichtet. Das sind Erfahrungen, die ich nicht missen möchte, denn jede Schule ist vollkommen anders, weshalb sich gerade die ersten Wochen an einer neuen Schule wie eine Reise in ein unbekanntes Land anfühlen.
Natürlich beglückwünsche ich all diejenigen, die ihr Referendariat erfolgreich beenden. Allen anderen rufe ich zu: Kopf hoch!