Eine Meditation über den Kreuzweg

Kantorei Barmen-Gemarke trat in der Immanuelskirche auf. Joachim Oehm brachte Marcel Duprès Zyklus an der Schuke-Orgel ergreifend zum Ausdruck.

Foto: Stefan Fries

„Le chemin de la Croix“ für Orgel von Marcel Dupré ist eine anspruchsvolle Meditation über den Kreuzweg. Dazu ließ er sich von dem französischen Schriftsteller Paul Claudel inspirieren, der zu den 14 Stationen der Passion Christi Prosagedichte schrieb, die er in Töne umwandelte. Dieses ausgedehnte Opus 29 stand im Mittelpunkt des Stiftungskonzerts im Kulturzentrum Immanuel, zu dem die Kantorei Barmen-Gemarke eingeladen hatte.

Dupré schuf außerordentlich farbige Klangbilder, teils sehr kontemplative, aber auch erbarmungslose. Musikalisch-dramatisch spürt der Komponist den Stationen nach. „Jesus wird zum Tode verurteilt“: Man kann im Staccato die Rufe „Barrabas“ hören. „Jesus stirbt am Kreuz“: Eine einfache Solostimme versinnbildlicht die Einsamkeit des Sterbens.

Joachim Oehm spielte an der Schuke-Orgel zehn Teile aus dem Zyklus außerordentlich gehaltvoll. Er brachte Duprés zutiefst gottesfürchtigen Glauben ergreifend zum Ausdruck. Vorab lasen Choristen die dazu gehörenden Texte Claudels in einer gekürzten deutschen Übersetzung.

Unterbrochen wurden die Abschnitte passend zur Passionszeit von leichten Weisen für Chor a cappella beziehungsweise mit Orgelbegleitung: Wolfram Buchenbergs „In stiller Nacht“, „O vos omnes“ von Pablo Casals, zwei Versionen des „Ave verum corpus“ aus den Federn von Edward Elgar und Gabriel Fauré sowie aus der „Via crucis“ von Franz Liszt „O Haupt voll Blut und Wunden“ und „O Traurigkeit, o Herzeleid“.

Unter der umsichtigen Leitung von Volker Hempfling stimmte die etwa 40-köpfige Kantorei Barmen-Gemarke die Werke engagiert an und zeichneten deren Gehalt gefühlvoll nach. Dabei begleitete sie Oehm bei Liszt, Elgar und die ungefähr 30 Frauenstimmen bei Fauré mitatmend. Ein paar wackelige Einsätze und ein wenig ver-krampfte Soprane in der ganz hohen Lage machten die Choristen durch ihre intensiven und nuancierten Gesänge wieder wett. has