Eine Riesen-Schlange für Monets Seerosen
Großer Ansturm und kein Ende: Claude Monets Bilder begeistern die Kunstfreunde.
Wuppertal. Nein, an ein Superstar-Konzert erinnert die Menschenmasse vor dem Von der Heydt-Museum nicht. Die Schlange am Turmhof ist zwar riesig, reicht weit in die Fußgängergasse hinein. Von Hysterie und Ohnmachtsanfällen jedoch keine Spur. Statt dessen von Vorfreude angetriebene Leute, die für Monets berühmte Seerosen und andere Werke viele Stunden Wartezeit in Kauf nehmen. Die Ausstellung des Impressionisten lockt derzeit täglich unzählige Besucher.
"Hier sind lauter Menschen mit dem gleichen Interesse, da entwickeln sich viele Gespräche. Das hilft gegen die Langeweile", sagt Arthur Buchholz (32). Eine hand Wasche außerdem die andere. "Wer sich mal kurz die Beine vertreten oder was erledigen will, dem wird der Platz freigehalten." Nach fast zwei Stunden steht er nun direkt vor der Museumstür, strahlt über das ganze Gesicht, als er endlich rein darf. So weit sind Silvia Picken (48) und Schwägerin Marion (53) noch lange nicht. Gerade erst angekommen, stellen die beiden Frauen sich ganz am Ende, weit hinter dem WSW-Kundencenter an, immer noch fassungslos über den Riesenandrang. "Wir haben ja mit langer Wartezeit gerechnet, aber auf so eine Riesenschlange waren wir nicht vorbereitet", sagt Marion Picken kopfschüttelnd und fügt dann hinzu: "Naja, ist ja schönes Wetter, das macht das Herumstehen erträglich."
Aus ganz Deutschland sind die Leute angereist, um die Monet-Werke bewundern zu können. "Wir sind fast eine Stunde hierhin gefahren und warten schon genauso lange. Aber für einen Künstler wie Monet lohnt sich das, seine Werke sind einzigartig", sind sich Wolfgang Benewirtz (56) und Angelika Schönges (52) aus Wegberg einig. Extra aus Berlin sind Helga (59) und Ernst-Christoph (67) Bösener angereist. "Das Warten hat auch sein Gutes. Man hat Zeit, in Ruhe über dies und das nachzudenken. Oder sich andere Menschen anzuschauen, auf Kleinigkeiten zu achten. Im hektischen Alltag bleibt dafür oft keine Zeit", sagt Helga Bösener. Werner (54) und Andrea (49) Platzner allerdings können dem "Beine-in-den-Bauch-stehen" nicht viel Positives abgewinnen: "So langsam ist es echt nervig, es geht ja gar nicht weiter."
Des einen Leid ist des anderen Freud: Das Schlangestehen versüßen sich die Museumsbesucher mit Kaffee und Teilchen - Hochbetrieb in Pinos Café neben dem Museum. "Wir profitieren vom Besucherandrang, hier ist seit Beginn der Ausstellung mehr los als sonst", sagt eine Angestellte.