Eine Zeitreise am Döppersberg
Ein ganz besonderer Rundgang führte zurück ins 19. Jahrhundert — nur eine von vielen Aktionen bei Wuppertal 24 Stunden live.
Wuppertal. „Wat meinense, wat dat schön wird.“ Daniela Lange sagte es im kernigen Platt mit leuchtenden Augen, aus denen die riesige Begeisterung für den zukünftigen Döppersberg sprach. Die temperamentvolle Führerin bei der „Zeitreise Döppersberg — Vom Ankommen und Abfahren im Laufe der Jahrzehnte“ verstand es, die Vorfreude auf Wuppertals Jahrhundert-Bauwerk auf die Gruppe zu übertragen, die ihr im Rahmen von Wuppertal 24 Stunden live auf dem Weg von der Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft gern gefolgt war.
Erst ging es weit zurück, zum Heinrich-Kamp-Platz, der dem ersten Präsidenten (Amtszeit 1831-1834) der Handelskammer Barmen und Elberfeld, gewidmet ist. Der damalige Bankier hatte nämlich Friedrich Harkort, den Vater des Ruhrgebietes, kennengelernt — und der hatte ihm nach einem Besuch in England von einem neuen Verkehrsmittel vorgeschwärmt, das dem Fortschritt und dem Ertrag der Textil-Metropolen Elberfeld und Barmen erst richtig auf die Sprünge helfen würde.
Von einem „Triumphwagen des Gewerbefleißes, mit rauchenden Kolossen bespannt“, schwärmte Harkort. Und Heinrich Kamp wusste sofort: „Eisenbahn, das ist es.“ Ein 8,1 Kilometer langer Schienenstrang von Düsseldorf zum Döppersberg wurde gebaut, und am 3. September 1841 legte der erste Zug, ein Gütertransport, die Strecke zurück. Am 1. Dezember desselben Jahres brachte dann ein Personenzug die ersten Menschen nach Elberfeld, zum Döppersberg, dessen Name auf die „Döppesbäcker“, die Topfmacher zurückgehen soll.
Daniela Lange leitete die „Zeitreise“ über den Döppersberg
Was damals fehlte, war ein repräsentatives Bahnhofsgebäude, mit dessen Bau die unternehmungslustigen Altvorderen 1846 begannen und schon 1849 fertig waren. „Der Bahnhof war das Kommunikations-Zentrum. Von da aus ging es in die weltberühmte Hofaue, wo 200 Textilunternehmen ansässig waren“, erklärte Daniela Lange so lebhaft, als sei sie selbst dabei gewesen, als am Brausenwerth pulsierendes Leben herrschte, als da ein Theater, ein Brausebad und ein Hotel entstanden waren.
Zur Illustration ließ die Fremdenführerin in einem Leinenbeutel mitgebrachte Bilder mit alten Darstellungen herum gehen, und Regina Waters erkannte: „Das war damals viel schöner als heute.“ Lange: „Das wird wieder ähnlich schön. Man schaut wieder vom Bahnhof auf die Poststraße.“
In deren Umgebung gab es nach Bau des Schwebebahnhofes gleich drei große Hotels. Der Zweite Weltkrieg, in dem Wuppertal flächendeckend bombardiert wurde, zerstörte viel vom schönen Bild rund um den Bahnhof und die Königlich Preußische Bahndirektion.
„Nach dem Krieg stand dann das Auto im Vordergrund. Ein VW Käfer kostete weniger als ein Flug von Düsseldorf nach New York“, erklärte Lange. „Der Mensch wurde unter die Erde verbannt, nämlich in den Tunnel, der von der Poststraße bequem zum Bahnhof führte.“ Bei seinem Bau war der später „Harnröhre“ genannte Fußweg zunächst ein Vorzeigeprojekt mit eleganten Geschäften. „Aber demnächst fahren die Autos unter der Erde, der Mensch ist wieder oben.“