Einwohnerzahl steigt auf 360 450

Im Jahr 2017 ist die Zahl der in Wuppertal gemeldeten Personen um 1927 gewachsen. Die wachsende Stadt hat enorme Aufgaben zu bewältigen.

Foto: Stefan Fries

Nach aktuellen Berechnungen des Amtes für Statistik und Wahlen wird Wuppertal mit rund 360 450 Einwohnern das neue Jahr 2018 beginnen. Das sind 1927 Einwohner mehr als zum Ende des vergangenen Jahres. „Natürlich können wir die endgültige Zahl noch nicht exakt vorhersagen, aber gerade in den beiden letzten Quartalen dieses Jahres hat Wuppertal wieder einen recht deutlichen Anstieg der Einwohnerzahl zu verzeichnen“, sagt Oliver Pfumfel, Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen.

Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Wuppertal ist entgegen der Bevölkerungsprognosen zu Beginn des Jahrtausends keine alternde und schrumpfende Stadt, sondern eine kontinuierlich wachsende Metropole, wobei der Zuwachs vor allem durch Zuzüge begründet ist. Das bringt eine Reihe von Herausforderungen und auch Problemen mit sich, denn Zuwächse von 4200 Personen wie sie von 2014 auf 2015 besonders durch die hohe Zahl der Flüchtlinge zu verzeichnen waren, trafen die Stadt relativ unvorbereitet.

Was angesichts der Diskussionen über die Unterbringung von Flüchtlingen aber oft vergessen wird, ist die Tatsache, dass der Zustrom von Menschen in die Stadt schon früher einsetzte. Bereits von 2013 auf 2014 wuchs die Zahl der in Wuppertal mit erstem Wohnsitz gemeldeten Menschen um 2200. Von 2015 auf 2016 stieg sie um 3200 Personen an. Seit dem ersten Halbjahr dieses Jahres sank die Zahl der Flüchtlinge deutlich, weiterhin hoch ist allerdings die Zahl der Menschen, die aus EU-Ländern und vor allem aus Osteuropa nach Wuppertal kommen.

Ohne den Zuwachs von Flüchtlingen und Zuwanderern würde Wuppertal kontinuierlich an Einwohnern verlieren. Frühere Prognosen gingen von einem Absinken der Bevölkerungszahl auf unter 330 000 Einwohner aus. Noch immer übertrifft die Zahl der Sterbefälle in einem Jahr die Zahl der Geburten. „2010 haben wir genauso viele Zu- wie Fortzüge verzeichnet, ab dann haben wir ein Wanderungsplus“, sagt Oliver Pfumfel. Doch während es früher rund 1000 Sterbefälle mehr als Geburten gab, ist die Differenz bis 2016 auf 700 gesunken. 2017 stehen 4000 Sterbefälle rund 3400 Geburten gegenüber. Die Schere schließt sich also weiter.

Wuppertal wird jünger und bunter —was vor allem im Bereich der Kinderbetreuung und Bildung große Aufgaben für die Stadt mit sich bringt. Von 2010 bis 2016 stieg der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung von 14 auf 18 Prozent — die Tendenz ist steigend.

Der Stadtrat hat auf die Herausforderungen mit dem Positionspapier „Wuppertal — eine wachsende Stadt“ reagiert, das in der Dezembersitzung des Rates beschlossen wurde. Ziel aller Maßnahmen sei „die Gewährleistung einer schnellen, erfolgreichen Integration möglichst vieler Neuzuwanderer, um gemeinsam mit ihnen eine zukunftsfähige attraktive Stadtgesellschaft zu gestalten, in der alle Wuppertalerinnen und Wuppertaler gegenseitig von den unterschiedlichen Kompetenzen profitieren“.

Integration soll kurzfristig unter anderem durch „Wohnen verteilt im gesamten Stadtgebiet“ erreicht werden. Die höchsten Zuwanderungsraten verzeichnet der Wuppertaler Osten, denn dort ist der Wohnraum auch im Vergleich zu anderen Städten noch relativ günstig. Da pro Jahr in Wuppertal rund 30 000 Umzüge zu verzeichnen sind, wächst die Gefahr, dass vor allem in Barmen und entlang der Talsohle Quartiere entstehen, die ein strukturelles Defizit an Betreuungsplätzen im Kita-Alter beziehungsweise bei den Grundschulen und weiterführenden Schulen aufweisen und in denen sich soziale Brennpunkte bilden. Frühkindliche Sprachförderung sowie die Lernförderung und schulische Ausbildung sind aber die wichtigsten Instrumente der Integration.

Schulrückbau ist in Wuppertal seit einigen Jahren kein Thema mehr. Bei der Schulentwicklungsplanung müssten alle Schulen, alle Altersstufen, alle Schulformen mitgedacht werden, sagt der Schuldezernent Stefan Kühn. Die Stadt will das jährliche Budget für schulbezogene Maßnahmen des Gebäudemanagements von 35 auf 60 Millionen Euro erhöhen. Nach dem aktuellem Stand rechnet die Stadt mit 1251 zusätzlichen Grundschülern bis 2022. Die Zahl erhöht sich entsprechend der weiteren Zuzüge — das könnten pro Jahr im Schnitt rund 2000 Personen sein. Hält diese Entwicklung durch Zuwanderung an, würde Wuppertal 2022 mehr als 370 000 Einwohner zählen: Mit einem steigenden Anteil derer, die Hilfen zur täglichen Daseinsfürsorge, zur Bildung und Ausbildung sowie zur Integration und Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt benötigen. Wuppertal ist daher nicht nur eine wachsende Stadt, sondern eine Stadt mit enorm wachsenden Aufgaben.