Bilder erzählen Stadtgeschichte Wuppertaler Kindermuseum lockte viele „große Tiere“ an
Wuppertal · Das Kindermuseum im Haus Beyeröhde 1 in Langerfeld hat seine Türen für immer geschlossen. Das gab die Leiterin Annette Harms vor einem Monat bekannt. Da lohnt sich ein Blick zurück: Der langjährige WZ-Fotograf Kurt Keil war 1986 mit seiner Kamera dabei, als das erste Museum seiner Art in der Bundesrepublik eröffnet wurde.
Als Eröffnungsgast schaute der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher vorbei, der als Außenminister wie kaum ein anderer die hohe Kunst der Pendeldiplomatie beherrschte. Wenn Genscher einmal nicht im Flugzeug saß oder in Bonn regierte, dann konnte man ihn in seinem Wahlkreis Wuppertal antreffen.
Der FDP-Politiker war bei weitem nicht der einzige Prominente, der im Laufe der Jahre das Kindermuseum besuchte, wie sich Kurt Keil erinnert. Die Initiatoren Margret Beckmannshagen und der Vorsitzende des Fördervereins Klaus Kriesche rührten immer wieder eifrig die Werbetrommel, um das kleine Museum am östlichen Rand der Stadt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Das Museum entwickelte weltweite Strahlkraft. Viele tausende Kinder aus der ganzen Welt folgten den Aufrufen, Postkarten mit ihren Bildern und Zeichnungen nach Wuppertal zu schicken. Kein Wunder, dass auch immer wieder einmal „große Tiere“ aus der Politik vorbeischauten, um sich mit den außergewöhnlichen Instrumenten ablichten zu lassen.
Dennoch musste Annette Harms das Ende des Mitmach-Museums verkünden. 13 der 33 Jahre des Kindermuseums hat die studierte Kunstpädagogin die Einrichtung mit viel Herzblut geleitet. Die Hoffnung, dass sich in letzter Minute doch noch ein Mäzen findet, der die Grundfinanzierung von 1500 Euro aufbringt und das Fortbestehen sichert, hat sich nicht erfüllt. „Der Verein ist in der Auflösung. Die gute Nachricht ist, dass die rund 100 Instrumente und die 32 000 Postkarten bis zu einer neuen Verwendung erst einmal zwischengelagert werden können“, sagt Annette Harms.
Nach 33 Jahren wird
der Förderverein aufgelöst
Aus Sperrmüll hatten die Kinder einer Langerfelder Förderschule Instrumente wie das Trommelkrokodil oder die Kronenkorken-Rassel gebastelt. Viele weitere Musikinstrumente kamen im Lauf der Jahre hinzu und erweiterten die Ausstellung in den Räumen der ehemaligen Villa von Margret Beckmannshagen. Im Museum wurde gemeinsam musiziert und dort wurden auch Kindergeburtstage gefeiert. Aus der coronabedingten Schließung im März wurde jedoch eine Schließung auf Dauer. Corona ist nicht der einzige Grund, warum es an der Beyeröhde nicht weitergeht. Laut einer von Annette Harms in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie weist der Standort Nachteile wie die fehlende Barrierefreiheit auf, die nur unter erheblichem Aufwand zu beheben wären.
„Ich habe nun aber zumindest die Hoffnung, dass ich die Instrumente und die von mir archivierte Postkartensammlung in gute Hände geben kann“, sagt Annette Harms. Kontakte hat sie über Anne Juliane Bünger zum BOB-Campus geknüpft, der als Begegnungsort auf dem ehemaligen Bünger-Gelände geplant ist. Es wird aber noch etwas dauern, bis das frühere Textilwerk zur Anlaufstelle für die Menschen in Oberbarmen wird. Interesse an Ausstellungsstücken aus dem Kindermuseum hat auch Dörte Bald für den Kulturkindergarten in Elberfeld angemeldet. „Mit diesen Überlegungen stehen wir aber erst ganz am Anfang“, sagt Annette Harms.