Sichtungen Experten klären Ufo-Sichtung in Wuppertal auf
Wuppertal · Marcus Baumgarten sah am Himmel ein gleißendes Licht. Natur, Wetter, Weltraumschrott, Kometen, Flugzeuge – das war es alles nicht. Also ein Ufo?
Um 5.42 Uhr zündet sich Marcus Baumgarten in seinem Garten am Katernberg seine erste Zigarette des Tages an. Es ist Montag, 8. Oktober, ein kühler Morgen. Plötzlich sieht der Mathe-Lehramtsstudent eine Kugel am Himmel, die lautlos und ohne Schweif durch den Himmel schwebt. Dann blitzen auch noch zwei kleine Lichtkugeln auf, die Baumgarten endgültig aus dem Konzept bringen. „Ich war geschockt. Ich hatte Panik wie noch nie“, schrieb er später der WZ. Baumgarten, der auch Fotos von dem Phänomen gemacht hat, recherchierte nach und war sich sicher: Natur, Wetter, Weltraumschrott, Kometen, Flugzeuge – das war es alles nicht. Also ein Ufo?
Baumgarten war mit seiner Sichtung nicht allein. Zur selben Zeit meldete ein Jogger in Delbrück (Kreis Paderborn) eine „helle Erscheinung am Himmel“, in Leck (Nordfriesland) bemerkte ein Zeuge einen kugelförmigen Schein, der ihn an ein Wurmloch erinnerte und in Altenberge (bei Münster) sah ein Bürger ein helles Licht am Himmel, das „eingenebelt“, wirkte.
Wahrscheinlich haben das Licht noch mehr Menschen gesehen, aber diese vier meldeten sich bei der GEP in Lüdenscheid – der Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens. Gründer Hans-Werner Peiniger und sein Team nahmen sich der Sichtung an und konnten sie letztlich aufklären. Baumgarten sah demnach die Falcon-9-Rakete am Himmel, die das private Raumfahrtunternehmen Space X von Elon Musk in der selben Nacht von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien starten ließ. Peiniger erklärt das gesehene Leuchten: „Während die erste Stufe der Rakete selbstständig wieder landete, flog die zweite Stufe noch im Erdorbit weiter und ging dann im Indischen Ozean nieder. Während der Erdumrundung wurde über Deutschland kurz das Bremstriebwerk gezündet. Daher entstand diese nebelartige Erscheinung.“
Oft werden LED-Ballons oder Sterne für Ufos gehalten
Vermeintliche Ufo-Sichtungen sind in Wuppertal keine Seltenheit. Allein 2018 gab es auf der Sichtungsseite ufowatch.de zehn Einträge aus dem Tal, die jeweils von etlichen weiteren Zeugen bestätigt wurden. So berichten die anonymen Schreiber etwa von einem Licht, das im Februar über dem Sonnborner Kreuz erst aufgetaucht und dann wieder verschwunden sein soll oder von einem gelben seltsamen Licht mit Kuppel im Juli.
Mit solchen Berichten wenden sich viele Ufo-Sichter an die GEP. 2017 wurden bei dem Verein mit wissenschaftlichem Anspruch nach eigenen Angaben 200 Meldungen gemacht. In 95 Prozent der Fälle liefern Peiniger und sein Team eine Erklärung. „Das heißt aber nicht, dass in den restlichen Fälle Raumschiffe gesichtet wurden. Das bedeutet nur, dass wir noch keine Erklärung liefern konnten“, sagt Peiniger.
Ufo-Sichtungen können durch unterschiedliche Phänomene ausgelöst werden, so Peiniger, der seit Jahrzehnten Himmelslichter entzaubert. Ganz oft lösten die sogenannten „Himmelslaternen“ oder LED-Heliumballons, die zu Anlässen wie Hochzeiten in den Himmel starten, Sichtungen aus. Auch der Stern Capella, der sechsthellste am Nachthimmel, wird oft für ein außerirdisches Phänomen gehalten, weil er rot-blau funkeln kann. Ursache sind thermische Bewegungen in der Atmosphäre. Die klassische Ufo-Scheibe, die verblüffte Fotografen auf ihren Landschaftsbildern bemerken, entpuppen sich laut Peiniger in der Regel als Vögel, die durch ihre Geschwindigkeit auf den Bildern wie eine verschwommene Scheibe aussehen.
Einige Ufo-Sichter sind nicht empfänglich für die Nachrichten von Hans-Werner Peiniger. „Die wollen ihr mystisches Erlebnis aufrecht erhalten“, sagt er. Peiniger selbst dachte als Kind, Zeuge von unerklärlichen Phänomenen am Himmel gewesen zu sein. Doch seine Arbeit mit Ufo-Sichtungen hat das geändert. Heute lautet sein nüchternes Fazit: „Wir denken nicht, dass wir derzeit von außerirdischen Besuchern aufgesucht werden.“