Premiere Falcioni überrascht mit ungewöhnlichem Klang
Wuppertal · Der Titularorganist am Dom in Perugia eröffnete in der Stadthalle die Wuppertaler Orgeltage.
Die Orgel als kammermusikalisch anmutendes Instrument präsentierte Adriano Falcioni bei der Eröffnung der Wuppertaler Orgeltage in der Stadthalle. Der Titularorganist am Dom in Perugia entlockte der Sauerorgel viele zarte, vielschichtige Klangfarben. „Wir wollen unserem Publikum immer wieder etwas Neues bieten und neue Türen auftun“, erklärte Wolfgang Kläsener, künstlerischer Leiter der Konzertreihe, seine Wahl. Rund 150 Zuhörer folgten dieser Einladung im großen Saal.
Unprätentiös, fast zurückhaltend setzte sich der italienische Organist in schwarz-glänzendem Hemd an sein Instrument. Ausgewählt hatte er großteils Bearbeitungen von Klavierwerken. Den Anfang machte er mit einem Stück, das ursprünglich für Solo-Violine geschrieben wurde. Johann Sebastian Bachs Chaconne d-Moll spielte er charmant, mit vielen Flöten-Tönen. Ungeheuer flink ließ er die Töne im Mittelteil perlen und trotzte so der Behäbigkeit der Orgel. Das Fugato gestaltete er sehr frei und gesanglich, weit entfernt von der ernsten Interpretation deutscher Tradition.
In Liszts „Funérailles“ („Bestattung“) überwogen düstere Klänge und getragene Melodien. Immer wieder überraschte Falcioni sein Publikum mit ungewöhnlichen Klangfarben. Wer bei diesem ruhigen Werk eingenickt war, schreckte bei György Ligetis „Volumina“ wieder hoch: Mit beiden Armen lag Falcioni zu Beginn auf den Orgeltasten und erzeugte entsprechend ein sehr lautes und dissonantes Geräusch. Langsam veränderte er dann diese Klangfläche, ließ sie immer leiser werden, bis nur noch ein schwirrendes Rauschen übrig blieb. Teilweise registrierte er fast tonweise um, um kurze Motive wie ein Froschquaken oder das Röhren eines Elchs klingen zu lassen.
Klassischer wurde es dann in der zweiten Konzerthälfte mit Liszts Variationen über Bachs „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ und Johann Sebastian Bachs Chromatischer Fantasie und Fuge BWV 903. Hier demonstrierte Falcioni seine Virtuosität, aber auch sein tiefes musikalisches Verständnis. Nie klang die Orgel bei ihm bombastisch und königlich, immer stellte er die Melodie in den Vordergrund, bevorzugte zarte, berührende Klangfarben. „Adriano Falcioni hat unglaublich bunte und vielseitige Töne geschaffen, und seine Virtuosität ist beeindruckend“, schwärmte Kläsener anschließend. Sein Lieblingsstück des Abends war der Ligeti – auch wenn er da längst nicht alle Zuhörer auf seiner Seite hatte.
Die Orgeltage gehen weiter am Sonntag, 22. September, um 18 Uhr in der Kirche St. Johann Baptist, Normannenstraße 73. Dann spielen Nachwuchs-Organisten Werke von Max Reger. Am Donnerstag, 26. September, singt der Chor der Konzertgesellschaft gemeinsam mit dem Organisten Simon Schuttemeier um 19.30 Uhr in St. Laurentius, Friedrich-Ebert-Straße 22.