Wuppertal Fehlerhafte Umbettung: Familie geschockt am offenen Grab

Bei der Beisetzung seiner Mutter entdeckte Franko Ernsten, dass sein Großvater im Familiengrab umgebettet worden war.

Franko Ernsten erwartet von dem Evangelischen Friedhofsverband eine Entschädigung. Die Familie Ernsten ist entsetzt, dass sein 1974 verstorbener Großvater umgebettet wurde.

Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. Für Franko Ernsten ist die Erinnerung an die Beisetzung seiner Mutter auf dem Friedhof Krummacherstraße sehr getrübt. In seine Trauer mischt sich bis heute der Ärger und das Entsetzen über die Umstände der Beerdigung. „Der Friedhofsverwaltung ist ein gravierender Fehler unterlaufen. Das haben wir erst am offenen Grab bemerkt. Meine Familie und 300 Gäste der Trauerfeier waren geschockt“, sagt Franko Ernsten.

Vier Mitglieder der Familie Ernsten sind an der Krummacher Straße in einem Familiengrab beigesetzt, das insgesamt neun Plätze bietet. Vor der Beisetzung bat die Familie Ernsten Bestatter und Friedhofsverwaltung, die Mutter nah ihres vor 20 Jahren verstorbenen Ehemannes beizusetzen. „Als wir vor der Beisetzung zum Grab kamen, bemerkten wir, dass meine Mutter an der Stelle beerdigt werden sollte, wo mein 1974 verstorbener Großvater gelegen hat.

Die Umbettung meines Großvaters hatten wir aber auf keinen Fall gewünscht“, sagt Franko Ernsten, der von der Friedhofsverwaltung nun eine Entschädigung fordert. „Es geht nicht ums Geld, aber es ist herzlos, wie mit unserer Familie umgegangen wird. Er vermutet, dass die Gebeine seines Großvaters während der Begräbnisfeier am Grab mit einem grünen Tuch abgedeckt worden seien.

Das schließt die Friedhofsverwaltung aus. Nach 35 Jahren seien keine Gebeine mehr zu finden. „Ich bestreite nicht, dass es für die Familie eine schwierige Situation ist, aber es ist nicht möglich, jetzt jemand die Schuld zu geben“, sagt Ingo Schellenberg, Geschäftsführer des Evangelischen Friedhofsverbands. Die Familie habe ausdrücklich gewünscht, dass die Mutter nahe dem Vater liegen solle. Diesem Wunsch habe man entsprochen und die Gebeine des Großvaters umgebettet, um Platz an der linken Seite des vor 20 Jahren verstorbenen Vaters zu schaffen.

Franko Ernsten lässt diese Erklärung nicht gelten. „Vor der Beisetzung gab es sechs freie Plätze, da wäre es doch naheliegend gewesen, eine freie Stelle zu wählen, oder zumindest Rücksprache mit der Familie zu nehmen. Das ist aber nicht geschehen. Meine Tochter hat mich schon gefragt, wo ist denn der Opa hin“, schildert Franko Ernsten seine Situation.

Da die Familie Ernsten zum Ende des Jahres eine Verlängerung der Nutzungszeit für weitere 25 Jahre beantragte, ging bei ihnen eine Rechnung der Friedhofsverwaltung in Höhe von knapp 10 000 Euro ein. „Nachdem was vorgefallen ist, erwarte ich, dass die Kosten um die Hälfte reduziert werden“, sagt Franko Ernsten.

Damit stößt er aber bei der Evangelischen Kirche, die Betreiber des Friedhofes Krummacher Straße ist, auf Widerspruch. „Von der Störung der Totenruhe kann nach 35 Jahren nicht die Rede sein. Die Ruhezeit ist längst abgelaufen. Wir sind Herrn Ernsten schon entgegengekommen, indem wir ihm Sonderleistungen in Höhe von 800 Euro erlassen haben. Bei der restlichen Summe handelt es sich um eine Gebühr, die wegen der Verlängerung der Nutzung der Gräber fällig wird“, sagt Pfarrer Werner Jacken, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche.

Die Entscheidung werde von Superintendentin Ilka Federschmidt mitgetragen. „Es geht um Gerechtigkeit gegenüber allen, die Friedhofsgebühren zahlen, so Pfarrer Werner Jacken.