Ferien-Freizeittipps (1): Klettergarten Kaiserhöhe - zehn Meter näher am Himmel
Wer seine Ferien in Wuppertal verbringt, kann viel Aufregendes erleben — wie den Klettergarten auf der Kaiserhöhe.
Wuppertal. Langsam und ein wenig unsicher steigt das Mädchen auf die erste Sprosse der Strickleiter. Die Leiter schwankt hin und her. Als sie fest auf der Leiter steht, wandert Xhenetas Blick nach oben. Dort wartet in rund zehn Meter Höhe zwischen den Bäumen ihr erstes Ziel: Der erste hölzerne Trittbalken des Hochseilelements „Flying Bridge“. Xheneta ist auf dem Weg in den Natur-Hochseilgarten im Nützenbergpark.
Während die Hände des Mädchens die Leiter weiter fest im Griff haben, fixieren ihre Augen die nächste Sprosse. Mit jedem Schritt in die Höhe gerät die Leiter ins Schwanken. Immer wieder muss die 14-Jährige kurz innehalten, um die Balance wiederzufinden. Dennoch: Unter den Anfeuerungsrufen ihrer Mitschüler erklettert sich Xheneta wacker Meter für Meter.
Gemeinsam mit 13 Mitschülern der Bernhard-Letterhaus-Hauptschule sowie den beiden Lehrerinnen Claudia Böhm und Andrea Berning sammelt die junge Wuppertalerin im Hochseilgarten ihre ersten Klettererfahrungen. „Diese Veranstaltung ist der Abschluss einer Praktikumsreihe. Es ist eine tolle Möglichkeit, bei der auch Schüler, die sonst nicht viel miteinander zu tun haben, Verantwortung füreinander übernehmen und miteinander arbeiten können“, sagt Böhm und blickt nach oben in die dicht belaubten Bäume.
Dort hat Xheneta — mit einem Seil von Klettertrainer Sascha von Schwedler gesichert — mittlerweile den ersten der vier Trittbalken der „Flying Bridge“ erreicht. Die Baumkronen sind fast zum Greifen nah. Ein kurzer Blick in die Tiefe: „Verdammt, von unten sah das gar nicht so hoch aus.“
Ihre Mitschüler versuchen derweil, über Seile die frei aufgehängten Brückenteile der Flying Bridge in die richtige Position zu ziehen und so eine stabile Brücke für Xheneta zu bilden. „Der zweite Balken muss noch etwas näher, sonst erreiche ich ihn nicht“, ruft Xheneta, während sie versucht, auf die nächste Trittstufe zu steigen. „Alles klar“, schallt es zurück — und die Balken bewegen sich näher zueinander.
„Es ist immer wieder faszinierend, wie die Gruppen zusammenarbeiten und kommunizieren müssen, um die Kletterstationen zu meistern. Auch stille Vertreter kommen aus sich heraus“, erklärt Tom Zimmermann (54) vom städtischen Fachbereich Jugend und Freizeit. Nicht umsonst sei „Zusammenhalt fördern“ das Motto der seit 2006 bestehenden Kletteranlage, deren Elemente so konzipiert sind, dass Einzelkämpfer hier keine Chance haben. „Die Konzentration der gesamten Gruppe ist das A und O“, sagt Klettercoach von Schwedler.
Dies stellen die Achtklässler unter Beweis: Gab es anfangs zwischen Xheneta und dem „Bodenpersonal“ noch vereinzelt Irritationen, hat sich die 14-Jährige dank vereinter Kräfte erfolgreich über die schaukelnden Balken gehangelt. „Super, du hast es geschafft. Du hast dir einen Freiflug verdient“, ruft von Schwedler, deutet auf das Sicherungsseil in seiner Hand und fügt grinsend an: „Keine Angst, ich habe dich sicher im Griff und lasse dich langsam auf den Boden.“
Gesagt, getan: Unter dem Applaus der Gruppe schwebt Xheneta zurück zu ihren Klassenkameraden. „Das war super. Erst war ich nervös, dann war’s spannend. Ich würd’s jederzeit wieder machen“, strahlt sie, als sie sich den Sturzhelm vom Kopf nimmt. Die Reaktion ist für Sascha von Schwedler wenig überraschend: „Sobald man den Parcours hinter sich gebracht hat, ist man total glücklich und voller Adrenalin. Manchmal auch, weil man zunächst die Angst besiegen muss. Das Alter ist dabei völlig egal.“