Jubiläum Manuelskotten: Förderverein ist seit 30 Jahren im Einsatz
Cronenberg. · Eigentlich hätten die Mitglieder bereits im Dezember ihr Jubiläum feiern sollen. Doch das musste coronabedingt ausfallen.
Das persönliche Engagement einer kleinen Gruppe kann Großes bewirken. So wie in Cronenberg. Dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Reinhard Grätz ist es zu verdanken, dass der letzte Schleifkotten in Wuppertal 1984 unter Denkmalschutz gestellt und ein Förderverein gegründet wurde. Der Verein kümmert sich seit 1990 darum, Spenden und Fördergelder für den Manuelskotten einzuwerben und die Geschichte des Gebäudes lebendig zu halten. So gibt Dirk Fromm als Nass-Schleifer Einblicke in das traditionelle Handwerk. „Wir sind froh darüber. Das unterstreicht das lebendige Museum“, sagt Reinhard Grätz, Vorsitzender des Fördervereins.
In Cronenberg wurde
die Wassekraft genutzt
Im vergangenen Jahr, am 11. Dezember, jährte sich das Bestehen des Vereins zum dreißigsten Mal. Auf eine Feier mussten die Mitglieder aufgrund der Pandemie und dem zweiten Lockdown verzichten. Wann die Jubiläumsfeier nachgeholt wird, kann Grätz noch nicht abschätzen: „Für 2021 kann keiner richtig planen, weil wir jeden Tag etwas Neues erfahren“, sagt er mit Blick auf die Mutationen des Covid-19-Virus. Eine Veranstaltung sei erst im Frühjahr denkbar, weil man dann rausgehen könne. „Eventuell holen wir die Feier im Mai nach und verbinden sie mit der Jahreshauptversammlung“, sagt Grätz.
Normalerweise öffnet der Förderverein den Manuelskotten ab April jeden Sonntag, Gruppenführungen gibt es auch außerhalb der regelmäßigen Öffnungszeiten gegen eine Gebühr. „Wir können jederzeit einsteigen“, sagt Grätz, der sich intensiv mit der Geschichte der Schleifkotten im Bergischen Land auseinandergesetzt hat. Der Manuelskotten ist der einzig verbliebene in Wuppertal. „Auf den Kotten basiert das Gewerbe im Bergischen Land“, erklärt er die Bedeutung des Schleifkottens für Cronenberg. Das unfruchtbare Bergische Land habe die Menschen gezwungen, in andere Wirtschaftszweige zu investieren als in die Landwirtschaft.
Im Wuppertal ernährte die Textilbranche die Menschen, in Cronenberg und Umgebung wurde die Wasserkraft genutzt. „Wir hatten im 19. Jahrhundert im Großraum Solingen, Remscheid und Wuppertal mehr als 1000 Hämmer- und Schleifkotten“, sagt Grätz. Allein 70 davon gab es in Cronenberg an den Zuläufen der Wupper. Als Kohle und Strom zum Einsatz kamen, waren die Kotten nicht mehr wichtig. „Die Wegwerfgesellschaft nach dem Krieg kümmerte sich nicht um die Schleifkotten“, sagt Grätz, der sich seit den achtziger Jahren für den Erhalt des Manuelskotten einsetzt.
„Der Manuelskotten ist mit Abstand das wichtigste Industriedenkmal in Cronenberg“, begründet Grätz das Engagement für das historische Gebäude. Es sei der Beweis für das Aufblühen als großer Ort. Wenn man auch tausende ehrenamtliche Einsatzstunden berücksichtige, sind nach Angaben von Grätz über die Jahre mehr als 500 000 Euro für den Kauf, die Restaurierung, die Pflege und Vermittlung des Kottens geflossen. Besonders stolz ist der Verein auf das Museum im ersten Obergeschoss. „Es gelingt uns, dass dort noch gearbeitet wird“, sagt er. Der Nassschleifer übernehme immer noch Aufträge aus der Industrie, für die es sich nicht lohnt, ein eigenes Programm einzurichten. Der Förderverein blickt in Bezug auf den Schleifer jedoch pessimistisch in die Zukunft. „Wir hatten damit gerechnet, dass Dirk Fromm noch zehn Jahre weitermachen kann“, sagt Grätz. Aufgrund einer Erkrankung sei das jetzt aber ungewiss.
Die neue Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff ist mit dem Manuelskotten groß geworden. „Ich war häufig beim Kottentag und wir hatten Messer aus der Schleiferei zuhause“, sagt die 31-jährige. Sie findet den Erhalt des historischen Gebäudes wichtig, weil es die einzige Nass-Schleiferei in Wuppertal ist. „Der Förderverein engagiert sich sehr und hält das Museum auch auf dem neuesten Stand, in dem er Angebote für junge Leute schafft“, sagt Scherff. Immer wieder seien Klassen aus ganz Wuppertal eingeladen, sich vor Ort ein Bild von der Arbeit zu machen, die Cronenberg zum „Werkzeugstadtteil“ gemacht haben, erzählt Miriam Scherff.