Engagement Frank Hielscher prägt den Stadtteil seit 90 Jahren
Barmen. · Der Ehrenvorsitzende des Bürger- und Bezirksvereins hat viele Ideen für Barmen entwickelt und umsetzen können.
Als Frank Hielscher sein Arbeitsleben begann, hatte die tarifliche Arbeitswoche noch 56 Stunden und die Straßenbahn fuhr den Werth entlang. Der langjährige Vorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende des Bürger- und Bezirksvereins Barmen-Mitte feierte gerade seinen 90. Geburtstag und erfreut sich dabei guter Gesundheit. „Ich bin vor kurzem noch am kleinen Matterhorn Ski gefahren“, erzählt er begeistert. „Meine Aktivitäten haben mich fit gehalten.“
Und davon hatte er reichlich: Neben seinem Hauptberuf als Inhaber von „Foto-Haus und Rathaus Drogerie Emil Jansen GmbH & Co.“ war er als Schöffe am Landgericht und Richter am Verwaltungsgericht tätig, 21 Jahre lang Vorsitzender des Bürgervereins, Gründungsmitglied der deutschen Tinnitus-Liga und gehört außerdem der IG Barmen und ISG Barmen-Werth an. „Ich weiß auch nicht, wie ich das alles gemacht habe“, wundert sich der 90-Jährige heute. 2007 erhielt er dafür die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland, die ihm Horst Köhler überreichte. „Ich habe sie aber noch nie getragen“, sagt Hielscher mit leisem Lächeln.
Das Haus direkt gegenüber des Barmer Rathauses, in dem er heute noch ein kleines Büro hat, gehört schon immer seiner Familie. Mit einem Kompagnon gemeinsam hatte sein Vater dort das Fotogeschäft mit Parfümerie. Durch den großen Bombenangriff 1943 wurde die Existenz der Familie zerstört. „Ich half damals mit bei der Enttrümmerung. Wir schaufelten den Schutt aus dem Gebäude auf die Straße“, erinnert sich Hielscher, der zu dieser Zeit 13 Jahre alt war. „Am Anfang wurde ins Haus eine Baracke hineingestellt, um das Verkaufsgeschäft wieder eröffnen zu können.“ Schritt für Schritt, Etage für Etage wurde dann alles wieder aufgebaut, alle hätten dafür geschuftet.
In den 50er Jahren
lebte Hielscher in den USA
Mitte der 50er Jahre verbrachte Hielscher ein Jahr in den USA. „Das war eine andere Welt.“ In New York, Miami und Los Angeles fand der gelernte Einzelhandelskaufmann Anstellungen als Verkäufer von Fotoapparaten. Diese kamen damals oft aus Europa. „In Amerika wurde Samstag und Sonntag gearbeitet, dafür hatte man an anderen Tagen frei“, erzählt Hielscher. Ganz ungewohnt waren für den Europäer die Selbstbedienungsregale – so etwas gab es in Wuppertal in den 50ern nicht. Zurück in Barmen stieg der junge Mann ins väterliche Geschäft ein.
Sponsoring der Stühle im Opernhaus war Hielschers Idee
In den Wirtschaftswunderjahren florierte der Verkauf von Parfums und Fotoapparaten. Über 50 Vollzeitkräfte arbeiteten in Hochzeiten für das Unternehmen, das Filialen in Elberfeld, Gevelsberg und Oberbarmen hatte. In den 70er Jahren kamen die zu dieser Zeit sehr beliebten Sonnenstudios dazu. 1992 allerdings verkaufte Hielscher das Geschäft mangels Nachfolger. Das Haus jedoch gehört noch heute ihm, die Drogerie im Erdgeschoss erinnert an die früheren Zeiten von Drogerie und Foto Jansen.
Dass es dem Bürgerverein gelungen war, mit dem Werth die erste Fußgängerzone Deutschlands einzurichten, freut Hielscher noch heute: „Der Alte Markt war ja früher ein Bushalteplatz. Es war sehr schwierig, diese Haltestelle auf die Höhne zu verlegen.“ Auch der Neubau der Post anstelle der Trümmerbaracke habe der Barmer Innenstadt gut getan. Nicht verwirklichen ließ sich hingegen die Uferpromenade an der Wupper. „Wir haben darauf gedrängt, das Wupperufer zu nutzen. Da sind wir noch dran.“ Stolz ist der Barmer jedoch auf die Gesamtschule und den Erweiterungsbau des Hauses der Jugend. Auch die Idee, die Stühle des Opernhauses an der Kurt-Drees-Straße durch Sponsoren finanzieren zu lassen, sei von ihm gekommen, erzählt Hielscher im Gespräch. Wichtig sei es auch, hinter dem Rathaus Wohnungen zu bauen. „Es ist noch viel zu tun. Die Bürger müssen sich ja überall in ihrer Stadt wohlfühlen.“