Frauenchor verbindet die Kulturen
Die „Women of Wuppertal“ kommen aus der ganzen Welt. Ihr Gesangsprojekt wird Ende des Monats mit einem Preis ausgezeichnet.
Dieser Chor ist sicherlich etwas ganz Besonderes: Die Sängerinnen nennen sich „Women of Wuppertal (WoW), tragen laut ihrer Chorleiterin Hayat Chaoui die schönste Chorkleidung überhaupt, singen in unzähligen Sprachen und werden Ende des Monats für ihre zukunftsorientierte Arbeit mit dem Preis des Sparda-Musiknetzwerkes ausgezeichnet.
Angefangen hatte alles, weil der Verein „Alpha“, der sich für Frauenbelange einsetzt, das Modul Chor für Frauen aufgelegt hat und eine Chorleiterin suchte. Da traf es sich gut, dass die Gesangspädagogin und Fachbereichsleiterin der Bergischen Musikschule Hayat Chaoui sich schon lange gewünscht hatte, einen Frauenchor zu gründen. Ihre Idee war es, die Sprachen der Frauen, die aus Kenia, Kamerun, Marokko, Syrien, der Türkei oder auch aus Bulgarien — um nur einige zu nennen — kommen, zu bedienen. „In der Sprache des anderen zu singen, das ist auch ein Zeichen von Wertschätzung“, ist die Chorleiterin, deren Eltern aus Marokko kommen, überzeugt. So entstehe kein Druck, dass viele von ihnen noch kein Deutsch können: „Bei uns heißt es, guckt mal, was ihr mitbringt. Denn so entsteht ja ein besonderes Chorprogramm“, erklärt Hayat Chaoui, die außer Deutsch auch Arabisch und Französisch spricht.
Im Mittelpunkt steht der gemeinsame Gesang, aber im Saal der Musikschule gibt es an jedem Freitagvormittag auch Gelegenheit zur Begegnung. Im Saal sei man geschützt und manche Frauen könnten sich erst hier öffnen. Einige von ihnen seien vorgebildet, weil das Singen für sie in ihrer Heimat zum Alltag einfach dazugehört hatte. „Andere kommen zum ersten Mal mit ihrer künstlerischen Stimme in Berührung. Und gerade im Deutschen liegen ja die Begriffe Stimme und Stimmung eng beieinander. Viele Frauen sind ja schon lange hier, aber immer noch fremd“, weiß die Chorleiterin. Singen, das habe ja auch immer etwas mit Haltung zu tun. Und das könne auch im täglichen Leben hilfreich sein.
Noch in diesem Monat will die engagierte Chorleiterin ein zweites Projekt für „WoW“ starten - ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Und zwar am Nachmittag, damit auch die Frauen dabei sein können, die in einen Job vermittelt wurden. Aber durchaus nicht nur für sie, sondern für alle, die Lust haben, dabei zu sein. „Milieus sollen sich interkulturell begegnen in diesem Projekt der Bergischen Musikschule, das vom Verein ’Alpha’ weiterhin unterstützt wird. Wenn wir irgendwo auftreten, dann sollen beide Gruppen gemeinsam auftreten. Und bei den Proben würde ich gerne eine Kinderbetreuung für die Kids, am liebsten eine musikalische anbieten. Vielleicht kann man eine Stiftung dafür gewinnen“, hofft Hayat Chaoui.
Bereits jetzt sind die Women of Wuppertal an verschiedenen Orten aufgetreten. Beispielsweise bei einer bundesweiten Veranstaltung der Job-Center in Deutschland im Mendelssohn-Saal der Stadthalle oder auch in Bielefeld im Rahmen eines Chorfestes. Angefragt sind „WoW“ auch für den Katholikentag im kommenden Jahr. „Wir haben deutlich mehr Anfragen, als wir bedienen können. Auch sind ja Frauen dabei, die — vielleicht noch nicht — auftreten möchten“, sagt Chaoui, die bei den Proben Klavierbegleitung anbietet, sich bei den Auftritten aber einen professionellen Pianisten dazu holt.
„Es macht mir so großen Spaß, hier dabei zu sein. Seit ich hier bin, bin ich wie eine Blume aufgegangen“, sagt Aysel Özmen. Sie habe bei „WoW“ so viele nette Leute kennengelernt. „Früher war ich schüchtern, heute weiß ich, dass ich etwas kann.“
Wenn die „WoW“ ihren Preis am 30. September in der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf in Empfang nehmen, dann bekommen sie auch einen Scheck in Höhe von 2500 Euro überreicht. „Mit diesem Geld würde ich gerne ein Probenwochenende finanzieren. Damit sich die Frauen noch besser kennenlernen und auch einmal etwas nur für sich tun“, wünscht sich Hayat Chaoui.