Freundschaft zu Beer Sheva in Gefahr?

Die Wuppertaler sollen ihre Solidarität mit der Partnerstadt deutlicher ausdrücken, fordert ein Solidaritätskreis.

Wuppertal. "Die Stimmung in Deutschland kippt", sagt der frühere Stadtverordnete Hans-Jürgen Lichtenberg und äußert seine Sorge, dass die Wuppertaler Städtepartnerschaft mit dem israelischen Beer Sheva nach dem Einsatz des israelischen Militärs und den Toten der Gaza-Hilfsflotte noch weiter abkühlen wird. Lichtenberg und auch seine Mitstreiter Ulrich Föhse sowie der ehemalige Caritasdirektor Eckhard Arens äußerten gestern die Sorge, dass die freundschaftlichen Beziehungen zu der israelischen Großstadt in Gefahr seien.

Aus diesem Grund haben sie mit weiteren Wuppertalern den "Solidaritätskreis Wuppertal/Beer Sheva - Partner auch in Krisenzeiten" gegründet. Ziel: Die 1977 geschlossene Freundschaftsvereinbarung soll mit neuem Leben gefüllt werden. Lichtenberg und auch Arens, das ist ihnen im Gespräch deutlich anzumerken, wünschen sich nicht nur von der Politik, sondern auch von den Schulen, der Universität und den Vereinen ein klareres "Bekenntnis der Solidarität zu den Freunden in Israel".

"Auch bei den Universitäten gibt es eine Partnerschaft, aber da hören sie nichts", sagt Lichtenberg, will diese Äußerungen aber nicht als Kritik verstanden wissen. Zudem gebe es schon seit Jahren keinen Schüleraustausch mehr mit Beer Sheva, ergänzt er.

Darauf angesprochen, ob er seine Kinder zu einem Austausch in eine Stadt schicken würde, in der die Menschen mit - wie er selbst sagt - Selbsmordtattentätern rechnen müssen, antwortet Lichtenberg: "Nein, natürlich nicht, aber was hindert uns daran, israelische Kinder zu uns einzuladen."

Auch die Aktionen des Freundeskreises Beer Sheva sind seiner Einschätzung nach nicht ausreichend. "Die Menschen in Beer Sheva sind von uns in Wuppertal enttäuscht, wir müssen ihnen das Signal senden, dass sie sich in Notzeiten auf uns verlassen können", sagt er.

Es ginge vor allem darum, ihnen mitzuteilen: "Wir fühlen mit euch", ergänzt Arens, der klarstellt: "Wir sind auch mit den Menschen in Gaza solidarisch." Aber, Lichtenberg bezieht eindeutig Position: "Die israelische Aktion gegen die Gaza-Flotte war vom Völkerrecht gedeckt."