Gaskessel zu verkaufen: Eine Stadt auf Investorensuche
Bei einer Investorentour ging es um Flächen für Firmen und Wohnhäuser. Auch das Heckinghauser Wahrzeichen soll den Besitzer wechseln.
Wuppertal. Er ist 66,65 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 37,72 Metern — und steht jetzt zum Verkauf: Der Gaskessel in Heckinghausen war eine von vielen Stationen der diesjährigen Investorentour. Auf Einladung der Wirtschaftsförderung Wuppertal machten sich gut 100 Immobilienexperten ein Bild von Entwicklungsflächen mit Potenzial. Neben „alten Bekannten“ wie dem Döppersberg oder dem Engineering Park auf den Südhöhen gab es auch Neuland zu sehen — und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Dabei ist der Gaskessel in Heckinghausen die wohl markanteste Immobilie: Sein Grundstück bringt es auf mehr als 8000 Quadratmeter — und nach der Bodensanierung in der Nachbarschaft des unter Denkmalschutz stehenden Kolosses führen die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) bereits erste Verkaufsgespräche, wie das Unternehmen auf WZ-Nachfrage bestätigt.
Zu Beginn der Flächenvermarktung, noch vor der Altlastensanierung, stand demnach ein Kaufpreis von 550 000 Euro im Raum — ohne den Gaskessel. Die Stadt geht hier von einer Spezialnutzung aus, möglicherweise mit Fenstern oder Lichtschächten in der Außenhülle. Wie ein ausgedienter Gaskessel reaktiviert werden kann, zeigt sich beim Gasometer in Oberhausen, der unter anderem für Ausstellungen genutzt wird. Bei den Verkaufsgesprächen mit mehreren Interessenten stehe man aber noch am Anfang, heißt es von den WSW.
Auch in der Nachbarschaft zeichnen sich Veränderungen ab: Bei der Stadt steht ein Teil der Park & Ride-Flächen an der Schwebebahn-Wagenhalle in Oberbarmen zum Verkauf — mit einem gut 2500 Quadratmeter großen Abschnitt, der zum Teil wieder Parkplätze umfassen soll, die mit Blick auf die nahen Bahnlinien allerdings öffentlich gefördert werden. Lebensmittelhandel ist dort jedoch ausgeschlossen.
Zur Sprache kamen bei der Investorentour — wie etwa am Wohngebiet des Bergischen Plateaus oder auch am Luhns-Gelände — immer wieder die künftigen Standortvorteile durch die Nordbahntrasse. Sie soll, das bekräftigte Oberbürgermeister Peter Jung einleitend, 2013 fertiggestellt und in Zusammenarbeit mit der Wuppertalbewegung ans angrenzende Radwegenetz der Ruhr- und Rheinschiene angebunden sein.
Welches Potenzial dagegen in einer alten Textilfabrik schlummert, zeigte sich bei einem Ortstermin bei den künftigen Wichlinghausen-Lofts an der Königsberger- und Allensteiner Straße: Wo ab 1948 die Firma Zanner seinerzeit mit etwa 300 Mitarbeitern Kinderkleidung hergestellt hat, sollen Loftwohnungen in Kombination mit Büroräumen entstehen — allesamt groß und lichtdurchflutet.
Vermarktet werden beispielsweise auch gut 3000 Quadratmeter an der Unteren Lichtenplatzer Straße — am Südrand des früheren Bremme-Geländes in Nachbarschaft des Edeka-Neubaus, hier ebenfalls mit einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Zwischenstand beim Engineering Park auf dem früheren Kasernengelände an der Parkstraße: Von 222 000 Quadratmetern Gesamtfläche sind noch 142 000 verfügbar. Hinzu kommen Randlagen zur Ansiedlung von Unternehmen — etwa auf zwei Flächen an der Linderhauser Straße mit insgesamt mehr als 15 000 Quadratmetern oder auch an der Wittener Straße südlich des Gewerbegebiets Uhlenbruch — mit fast 18 000 Quadratmetern.
Präsentiert wurde bei der Investorentour auch das jetzt leerstehende Straßenverkehrsamt an der Uellendahler Straße: Ab September verfügbar, kalkuliert die Stadt mit einem Mindestgebot von einer Million Euro für das etwa 6700 Quadratmeter große Areal an der Automeile.
Finale Station der Investorentour — vor einem Empfang im Von der Heydt-Museum — war das Haus Fahrenkamp am Wall: Der fühere Standort von Sinn Leffers wird derzeit unter großem Aufwand kernsaniert und soll nach aktueller Kalkulation im Mai 2012 Mietern zur Verfügung stehen, mit jeweils gut 3000 Quadratmetern für Einzelhandel sowie Praxen, Büros und Sondernutzungen. Gut zwei Monate läuft noch die Rohbausanierung. Dann beginnt der Innenausbau.