Goldglanz für den Kunstgenuss im Tal

Tine Lowisch vom Freien Netz Werk Kultur über die glänzenden Leistungen der Künstler und deren Wahrnehmung in Wuppertal.

Foto: Claudia Scheer van Erp

Am vergangenen Sonntag ging mein Wecker um 4:30 Uhr. Wie jeder begeisterungsfähige Mensch, der seinen Tag mit Sport beginnt, fieberte ich mit unseren Jungs. Und dann: Silber. Silber ist fantastisch, Silber glänzt auch — ist nur ein Hauch entfernt von Gold, und die Leistung, die dahinter steht, ist ganz bestimmt die Gleiche. So begleitete mich euphorische Frühaufsteher-Stimmung, ausgelöst durch eine Medaille mit Goldglanz für unser Eishockeyteam, auf meinem Weg ins Von der Heydt-Museum, in die Kunsthalle nach Barmen zu Driss Ouadahi, dessen großartige Ausstellung am selben Tag eröffnet wurde, an dem im Von der Heydt-Museum in Elberfeld der Kassenschlager Manet furios schloss.

Nun also, vor meinen Augen, wunderbare, großformatige Malerei, die ihre Motive in den Bauformen der globalen Moderne findet. Architektur, die einer Stadt ganz sicher ihr Gesicht gibt. Besonders in seinen Bann zog mich ein 2017 entstandenes Werk, das eine gekachelte Passage im Bahnhof Vohwinkel zeigt. Danke für diese wertschätzende Aufmerksamkeit, lieber Driss, da Du unsere Bemühungen vor Ort mit deinem hoffnungsspendenden Werk so gekonnt ins Licht setzt! So müssen wir uns also nicht systemisch abgegrenzt und unseren Bahnhof nicht abgestuft fühlen? Sei es drum. Wir feiern in diesem Jahr unser zehnjähriges Jubiläum, und wenn heute in der Kulturausschusssitzung im Barmer Rathaus die Beschlüsse gefasst werden, werden wir zu Recht institutionelle Förderung für unser Projekt Bürgerbahnhof erhalten.

Mit dieser harterarbeiteten Anerkennung werden wir weiter trainieren, bis wir so etwas wie den Turner Preis bekommen. Dieser entspricht in England in unserer Disziplin — der Kunst und Kultur — einer Goldmedaille und wurde im Jahr 2015 einem gemeinnützigen Projekt verliehen. Zur Begründung konnte man damals lesen, dass das 18-köpfige Kulturkollektiv Assemble aus London ausgezeichnet worden war und ihr Ansatz von Erneuerung, Stadtplanung und Entwicklung im Gegensatz zur Gentrifizierung durch Unternehmen als zukunftsweisend eingestuft wurde.

Das Kollektiv, das an den Schnittstellen von Kunst, Design und Architektur experimentiert, steht für eine Rekonfiguration vorhandener Mittel im Rahmen einer mehr oder weniger gleichberechtigten Beteiligung von verschiedenen Akteuren. In der Liverpooler Granby Street unterstützte Assemble die Bewohner im Kampf gegen den Abriss ihrer verfallenden Häuser und involvierte sie in den Sanierungsprozess des Viertels. All dies ging mir wie ein spektakuläres Feuerwerk durch den Kopf, während ich in der Von der Heydt-Kunsthalle die große Menge der Besucher kaum noch bemerkte.

An einem Tag vor Ort so viel Qualität in der bildenden Kunst vorzufinden machte mich glücklich. Denn es ging noch weiter durch Wuppertal — von Ost nach West. Die Druck-Kunst-Tage in Unterbarmen, die Ausstellungseröffnung in den Räumen der BKG mit ganz klarem Gold für die unvergleichliche Eilike Schlenkhoff, die seit vielen Jahren das künstlerische Konzept der Hebebühne, einer älteren Schwester von Utopiastadt, mit verantwortet.

Und ein absolut notwendiger Besuch in der Galerie Grölle PassProjekts, die mit den bemerkenswerten Collagen von Volker Saul finissierte, von denen sich jedes einzelne Blatt als mehrschichtiges Gebilde und Individuum behauptet. Kunstgenuss in Wuppertal ergibt sich also durch die glanzvolle Leistung Einzelner, die gemeinsam eine unschlagbare Mannschaft bilden.