Graffiti: Legales Sprayen ist kaum möglich
Junge Sprayer verschönern ein Haus in der Luisenstraße. Solche Flächen fehlen in Wuppertal, meint Künstler Martin Heuwold.
Wuppertal. Mit geübtem Schwung zieht Quik die letzten Linien seines Graffitos, setzt noch ein paar grüne Akzente, bessert einzelne Stellen aus. Farb-Geruch liegt in der Luft, überall ist das Zischen der Dosen zu hören. Nach zwei Tagen und mehr als sieben Stunden Arbeit ist das Werk des 18 Jahre alten Sprayers fast fertig.
Zwischen den anderen Sprayern tritt Quik ein paar Schritte zurück: "Ich bin zufrieden - ist wirklich ein Unterschied zu dem, was ich früher so gemacht habe", sagt er. Quik ist ein Künstlername, den sich der junge Wuppertaler im Laufe der letzten drei Jahre zugelegt hat. Schließlich will er in der Szene wiedererkannt werden. Aber echte Namen sind unter Sprayern tabu - schließlich bewegen sich die meisten von ihnen oft am Rande der Sachbeschädigung.
So hat es auch Seltenheitswert in Wuppertal, was die 13 Jungen und Mädchen des Graffiti-Workshops des Hauses der Jugend Elberfeld an diesem Tag machen: Rund 50 Quadratmeter Hauswand stehen ihnen in der Luisenstraße 49 zur Verfügung, die ganz legal besprüht werden dürfen. Der Hausbesitzer hat sich gemeldet, um seine seine triste Fassade neu gestalten zu lassen. Dabei hilft Workshop-Leiter Martin Heuwold. Seine Tipps sind wertvoll: Der 32-Jährige hat Graffiti zu seinem Beruf gemacht und verdient sein Geld mit Auftragsarbeiten in ganz Deutschland. Er weiß, dass Sprayer es nicht leicht haben im Tal.
"Es passiert leider viel zu selten, dass wir die Erlaubnis bekommen, irgendwo sprühen zu dürfen", so Heuwold. "In Wuppertal gibt es - im Gegensatz zu vielen anderen Städten - bislang nur eine einzige Fläche, an der man legal malen kann." Dieser Platz am Elberfelder Haus der Jugend am Kasinogarten ist ständig überfüllt. "Da kommt es beinahe jeden Tag zu irgendwelchen Rivalitäten", so Heuwold. Aus seiner Sicht also kein Wunder, dass viele jugendliche Sprayer lieber nachts losziehen und sich - illegal - ihre eigenen Flächen suchen.
Auch Quik ist einer von ihnen - am Kasinogarten ist er noch nie gewesen, obwohl er seit drei Jahren sprayt. "Ich hab erst im Workshop gehört, dass es diese Fläche gibt", sagt er. Martin Heuwold ist daher überzeugt: "Das Problem der Illegalität bekommt man nur durch mehr Platz in den Griff." Unter anderem setzt er sich dafür ein, an der Nordbahntrasse eine große Graffiti-Wand für die zirka 50aktiven Wuppertaler Sprayer zu schaffen.
Dass legale, gut gemachte Graffiti auch in der Öffentlichkeit gut ankommen, wird auf der Luisenstraße jedenfalls sehr deutlich. Immer wieder bleiben Leute stehen, schauen den Sprayern zu. "Das sieht wirklich toll aus, was die Mädels da machen", sagt einer und deutet auf das Werk der 17-jährigen Rebecca, die heute zum ersten Mal eine Sprühdose in der Hand hält. "Wo sieht man denn schon mal einen Leoparden direkt neben Donald Duck?"