Wuppertal forscht Große Wohnungen verursachen Platzmangel
Wuppertal · In angesagten Städten stehen Häuser und Wohnungen leer. Und manche Menschen leben auf zu viel Platz. Aspekte, die in der aktuellen Wohnraum-Debatte kaum berücksichtigt werden.
„Wohnungsnot“ und „Mietwahnsinn“ sind Begriffe, die die Situation in den stark wachsenden Städten wie München und Berlin seit einigen Jahren prägen. Oft wird dann gefordert, dass neue Wohnungen und Häuser gebaut werden müssten. Nur wohin?
Durchschnittlich leben Menschen in Großstädten zwar auf weniger Fläche als in ländlichen Gebieten, doch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist deutschlandweit gleich: Wir nutzen deutlich mehr Wohnfläche als früher. Waren es 1990 noch etwa 35 Quadratmeter pro Person, sind es heute rund 47 Quadratmeter. Die Gründe hierfür sind vielfältig, werden aber bei der Diskussion um den Wohnungsmangel kaum thematisiert.
Das betrifft sowohl gut situierte Singles, die sich großzügige Wohnungen gönnen, als auch ältere Ehepaare im 250-Quadratmeter-Eigenheim, deren Kinder längst ausgezogen sind. Ältere Menschen leben auch dann oft noch im großen Haus, wenn die Instandhaltung und der Haushalt ihnen eigentlich zu viel wird oder das Geld nicht ausreicht, um im Winter ausreichend zu heizen. Daher stellt sich die Frage: Was passiert, wenn aus dem (einstigen) Wohlstand oder Luxus längst eine Belastung wurde?
Wie sich eine Fläche besser (aus)nutzen und wie sich der „Neubau-Druck“ mindern lässt, daran forscht das Wuppertal Institut im Projekt „OptiWohn“. Dafür sondieren und entwickeln die Forschenden sogenannte Suffizienz-Strategien. Wohnraummangel entsteht aber nicht nur durch zu wenig Neubauten. Es fehlen auch Alternativen zu den zu großen Wohnungen. Dazu zählen etwa Mehr-Generationen-Projekte, wie Senioren-Wohngemeinschaften, Wohnungstausch oder „Wohnen für Hilfe“, wobei junge Menschen bei Älteren wohnen und dafür eine geringe Miete zahlen und stattdessen im Haushalt unterstützen. Solche Projekte können helfen, den Trend zu mehr Wohnraum aufzuhalten.
Wird Wohnraum besser ausgenutzt, kann das sowohl den Wohnraummangel mindern als auch bei zu großen Wohnungen entlasten. Der eigentliche Bedarf neuer Wohnungen und der damit verbundene Energie- und Ressourcenbedarf fielen deutlich geringer aus. Welche Energieeinsparungen ein reduzierter Wohnflächenbedarf haben könnte, untersucht das Wuppertal Institut auf europäischer Ebene im Projekt „Energy sufficiency in buildings“.
Mehr Informationen gibt es auf den Internetseiten von OptiWohn und Energy Suffiency in buildings: