Großer Spaß mit den kleinen Karussells

Autohändler sattelt auf Fahrgeschäfte im Mini-Format um. Für ihn erfüllt sich ein Kindheitstraum.

Elberfeld/Katernberg. Er ist kein Schausteller, sondern Seiteneinsteiger: Vor vier Jahren erfüllte sich Knut Kehrmann einen Kindheitstraum. Heute ist der Katernberger stolzer Besitzer von zwei nostalgischen Karussells. Mit denen macht er sich selbst, kleinen Fahrgästen und vielen Zuschauern Freude. Sein Vater habe schon davon geträumt, so ein Karussell zu besitzen, erzählt er. „Er hat gesagt, die Kinder kommen immer. Das ging mir nicht aus dem Kopf.“

Foto: Stefan Fries

Trotzdem blieb ein Karussell lange nur ein Traum: „Zu teuer, so was kannst du dir nie leisten“, dachte er. Er arbeitete in seinem erlernten Beruf als Kfz-Mechaniker, betrieb einen Gebrauchtwarenhandel. Dreißig Jahre lang drehte sich sein Leben um fahrbaren Untersatz für Erwachsene. Als sich das Geschäft nicht mehr lohnte, suchte er nach Ersatz. Er sattelte um auf Bergische Quarkbällchen und Crepes, mit denen er seither hungrige City-Bummler auf dem Neumarkt glücklich macht.

Bei seiner Recherche im Internet stieß er noch auf etwas anderes: einen Jung-Unternehmer, der kleine nostalgische Karussells baut. „Ich bin hingefahren, habe mit dem gesprochen.“ Und fand seinen Traum bezahlbar: „Ich habe einfach eins bestellt.“ Ein Dreivierteljahr später war „sein“ Karussell fertig: rot-weiß gestreiftes Zeltdach, verschnörkelte Ornamente, bunte Sitze. „Ich habe ,Knuts Flying Star’ drauf geschrieben“, erzählt er stolz. Denn die erste Version war ein Kettenkarussell, in dem die Mitfahrer sanft abhoben.

Kaum hatte er es abgeholt, kam ein Anruf, dass beim Weihnachtsmarkt vor dem Kölner Schokoladenmuseum ein Karussell ausgefallen ist. Wieder war er spontan und sagte zu. Ehefrau und Sohn blieben bei den Quarkbällchen, er ließ fünf Wochen Kinder am Schokoladenmuseum fliegen. „Ich dachte nur: ,Wow, du hast gerade ein Karussell und bist direkt auf dem Kölner Weihnachtsmarkt!’“

Erst danach begann er mit systematischer Werbung, verteilte Handzettel bis ins Ruhrgebiet. Sein Sohn baute ihm eine Internetseite. „Peu à peu hat es sich entwickelt.“ Autohäuser und Drogeriemarktketten mieteten ihn und seinen Kindertraum. Und er merkte: Ein reines Kettenkarussell reicht nicht. „Kinder wollen auch Autos, mal am Lenkrad drehen.“ Also ließ er die Plattform vergrößern, einige Kettensitze kamen weg, er montierte altmodische Tretautos und kleine Motorräder in bunten Farben darauf. „Jetzt hat jeder was: Die Mädchen wollen am liebsten in die Kettensitze, die Jungen in die Autos, und auf dem Motorrädern sitzen alle gerne.“

Knut Kehrmann gehört selbst mit zum Programm: „Ich habe eine Clownsjacke an, es läuft Musik, und ich mache Spaß.“ Kinder und Erwachsene seien begeistert: „Das kommt an. Eigentlich dreht es sich ja nur. Aber Sie glauben nicht, wie viel Spaß die Kinder haben.“ Selbst ältere Menschen ließen sich anstecken: „Die sehen aus, als wollten sie selber einsteigen, sich in alte Zeiten zurückversetzen lassen.“

Inzwischen steht ein zweites Karussell auf seinem Lagerplatz an der Uellendahler Straße: Auf „Knuts Zauber Zirkus“ drehen sich drei kleine Karussells mit Pferden, Schiffen und schicken Polsterbänken gegenläufig zum Untergrund. Doch das ist fast ein bisschen zu groß. Daher vermietet er die kleinen Karussells auch einzeln als Mini-Karussells. Sie sind nur 1,80 Meter breit, er kann sie mit einem kleinen Anhänger transportieren, sie sind leicht zu bedienen: „Das eignet sich auch für Privatleute.“ Das Geschäft mit Kindergeburtstagen, Jubiläen und Hochzeiten läuft gerade an. Seine Karussells will Knut Kehrmann nicht mehr missen: „Ich habe einfach Spaß, zuzusehen. Das ist mein Ein und Alles. Das könnte ich machen, bis ich 80 bin.“