Grusel made in Wuppertal: Die schaurig-schöne Krimitour

Der etwas andere Stadtrundgang mit realen und fiktiven bergischen Kriminalfällen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Etwa 2800 „Gäste“ werden in den Gefängniszellen des Polizeipräsidiums pro Jahr beherbergt. Die wenigsten von ihnen sitzen freiwillig hinter Schloss und Riegel. Doch es kommt vor, dass sich Männer und Frauen aus freien Stücken in eine Massenzelle begeben, um dort den Ausführungen von Klaus Theisen und Kriminalhauptkommissarin Claudia Otto zu lauschen.

Bei einer Krimitour, organisiert vom Stadtmarketing und mit Unterstützung von WZ-Redakteur und Krimiautor Stefan Melneczuk, gab es für gut 20 Mitwanderer einen Einblick in die Welt hinter Gittern. Wie läuft eine Ermittlung ab, gibt es Ermittlerteams, wie man sie aus TV-Serien kennt — und wie wird mit Vermisstenmeldungen umgegangen? Interessiert, beinahe fasziniert, lauschten die Besucher den Worten der Polizisten.

Damit herrschte die richtige Stimmung für den Krimi- und Gruselautor Stefan Melneczuk. Im Foyer holte er sein Manuskript hervor und las ein Kapitel aus seinem Buch „Rabenstadt“ und die schaurig-komische Geschichte von Jack the Ripper, der von den einbetonierten Toten im Keller seines Wuppertaler Einfamilienhauses berichtet, und der seine potenziellen Opfer auf Stadtführungen ausspäht. Zu Fuß und bei strömendem Regen ging es vom Präsidium in Richtung Landgericht.

Während Stadtführerin Beate Haßler Details zur Stadtgeschichte entlang der B 7 erzählte, ließ Melneczuk Kriminalfälle lebendig werden.

Die Geschichte des Langenberger „Kirmesmörders“ Jürgen Bartsch, der in den 1960er Jahren vier Jungen tötete und in Wuppertal inhaftiert war, verfehlte ihre Wirkung nicht. Dicht zusammengedrängt, unter einem Verschlag in einem Hinterhof, lauschten die Zuhörer dieser Geschichte, während um sie herum der Regen immer lauter herabprasselte. Auf der Hardt, wo eigentlich eine friedliche Stimmung herrscht, blieben die Besucher mit einem mulmigen Gefühl zurück: Die Tour endete unter dem ältesten Baum auf der Hardt, einer Eiche, die im Volksmund auch Henkereiche hieß — an ihren mächtigen Ästen baumelten im 19. Jahrhundert zum Tode verurteilte Straftäter. aw