Günstig und pflegeleicht: Feuerbestattungen im Trend

Die Bestattungskultur ist im Wandel. Auf den Friedhöfen bleiben Flächen frei.

Im November, zwischen Allerheiligen und Totensonntag (s. Kasten) kümmern sich die Hinterbliebenen traditionell im besonderen Maße um die Gräber ihrer Lieben. Doch die Bestattungskultur hat sich verändert — immer mehr Menschen können die Kosten für ein Grab nicht mehr bezahlen oder suchen nach günstigeren und weniger pflegeaufwändigen Alternativen.

„Feuerbestattungen sind in den vergangenen Jahren immer mehr geworden“, sagt Barbara Slomsek von der katholischen Friedhofsverwaltung. 2001 machten die Urnenbestattungen 17 Prozent aus, heute sind es rund 50 Prozent. Diese Entwicklung liege an den günstigeren Kosten, aber auch an der geringeren Pflege. „Viele Eltern wollen ihren Kindern die Arbeit der Grabpflege ersparen.“

Ähnliches beobachtet auch Stefano Bähr, Juniorchef beim Bestattungsunternehmen Ernst. Immer mehr Kunden würden zu halbanonymen Bestattungen übergehen, bei denen das Grab auf einem Gemeinschaftsfeld liegt und lediglich durch eine Steinplatte mit Namen, Geburts- und Sterbedatum versehen ist. „Dadurch werden häufig die Grabpflegekosten gespart“, so Bähr.

Für Detlef Westphal, stellvertretender Leiter des evangelischen Friedhofsverbands Wuppertal, spiegelt sich die soziale Entwicklung in der Wahl der Bestattungsart wider. „Viele wählen die günstigste Bestattungsart.“ In Zahlen gesprochen: Der Anteil der Urnenbestattungen liegt auch hier bei 55 Prozent.

Außerdem beobachtet Westphal einen Trend zu sogenannten pflegefreien Gemeinschaftsgräbern, bei denen Nutzungsgebühr und Pflege in einem gezahlt werden. Der Friedhofsverband sorgt für drei saisonale Bepflanzungen. „Diese gestalteten Gemeinschaftsgräber gibt es seit 2005 und sie werden sehr gut angenommen.“

Aus vielen Gesprächen in seiner Gemeinde weiß Pfarrer Manfred Alberti aus Sonnborn, dass bei alten Menschen die Angst groß ist, eines Tages in einem ungepflegten Grab zu liegen. „Einige alte Leute wollen ihren Kindern und Enkeln die Arbeit nicht zumuten“, sagt der Vorsitzende des kreiskirchlichen Arbeitskreises für Friedhofsfragen. Auch deshalb seien Gemeinschaftgräber zunehmend beliebt. Grundsätzlich rät er jedem, sich frühzeitig Gedanken um die letzte Ruhestätte zu machen. Das erleichtere Angehörigen die Entscheidung.

Nur in Berlin gibt es noch mehr Friedhöfe als in Wuppertal. Und Pfarrer Alberti hofft, dass das so bleibt. „Jeder kann fußläufig zum Friedhof im Stadtteil. Das ist ein Stück Lebensqualität für die Hinterbliebenen.“

Die Kosten für eine Bestattung variieren. Angefangen bei der Grabgröße und der Bestattungsform, über die Art des Sarges bis hin zur Traueranzeige. „Für eine einfache Bestattung muss man mit 3500 bis 4000 Euro rechnen“, sagt Bestattungsunternehmer Bähr. Allein die Friedhofsgebühren machten dabei zwischen 600 und 3000 Euro aus, je nach Friedhof. Die Kosten seien in den vergangenen Jahren gestiegen. Grund dafür sei auch die zunehmende Zahl der Urnenbestattungen, wodurch immer mehr Friedhofsfläche leer bliebe und die Kosten dafür durch erhöhte Gebühren ausgeglichen werden müssten.

Fürchten Sie einen Verlust der Bestattungskultur? Diskutieren Sie mit: www.wz-wuppertal.de