Wirtschaftswissenschaftler stellt neues Buch vor Mit Wirtschaftspolitik gegen Rechtspopulismus

In seinem Buch „Gegensteuern“ tritt Gustav Horn nicht nur für eine sozial verantwortliche Wirtschaftspolitik ein. Für den Konjunkturforscher steht auch fest, dass dieses Wirtschaften dem Rechtspopulismus den Nährboden entziehen kann.

Gustav Horn

Foto: Horn/PETER HIMSEL

In seinem Buch „Gegensteuern“ tritt Gustav Horn nicht nur für eine sozial verantwortliche Wirtschaftspolitik ein. Für den Konjunkturforscher steht auch fest, dass dieses Wirtschaften dem Rechtspopulismus den Nährboden entziehen kann. Eine Online-Diskussion der Wuppertaler SPD gab Horn die Gelegenheit, seine Thesen näher zu erläutern. Zur digitalen Runde hatte Moderator Servet Köksal neben dem Bundestagsabgeordneten Helge Lindh auch „Praktikerinnen“ wie Selly Wane (Swane Café) eingeladen.

Gegenwärtig gebe es eine weit verbreitete „Angst vor dem sozialen Abstieg“, stellte Horn fest. Diese Angst mache anfällig für rechte Parteien. Der Vortragende erinnerte an die Anti-Euro-Kampagne der frühen AfD, die sich die Angst vor einer instabilen Währung zunutze gemacht habe. Mitverantwortlich für die Verunsicherung sei aber auch die „neoliberale Wirtschaftspolitik“, die gesellschaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit zum Problem des Einzelnen erkläre. Der Neoliberalismus, so Horn, sei auch bei der SPD lange die „herrschende Meinung“ gewesen. Corona- und Klimakrise zeigten, dass ein Umdenken nötig sei. Arbeit müsse besser bezahlt werden. Und um sich von der Kohleverstromung zu verabschieden, brauche es „massive öffentliche Investitionen“.

Eine Gesellschaft, in der
Diversität Normalität wird

Rechtes Denken habe nicht nur „wirtschaftliche Gründe“, betonte Selly Wane, die als Ökonomin und Unternehmerin mitdiskutierte. Außerdem: „Es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass Menschen rassistisch agieren.“ Sie wünsche sich eine Gesellschaft, „in der Diversität zur Normalität wird“.

„Wir leben Diversität schon ganz gut“, sagte Erziehungswissenschaftlerin Samira Salem. Auch deshalb lebe sie gern in Wuppertal: „Die Stadt ist so offen. Wer das einmal erlebt hat, ist wirklich mit Herzblut dabei.“ Die „Ungleichheit“ sei allerdings noch nicht überwunden.

Menschen einbinden – das nannte Iris Colsman (Die Färberei) ihr „Hauptthema“. Horns Thesen konnte sie gut nachvollziehen. Im Wuppertaler Osten treffe sie Empfänger von Arbeitslosengeld, die sich als „Menschen zweiter Klasse“ fühlten. Oder Rentner, die sich zu sehr schämten, um Grundsicherung zu beantragen.

Wie Horn sprach sich Helge Lindh gegen „die nationale Abschottung“ aus. Allerdings zeige gerade die „unbefriedigende“ europäische Flüchtlingspolitik, wie weit man von einem übernationalen Konsens entfernt sei. Mehr als auf die Regierungen baue er auf die Solidarität der europäischen Kommunen.