Gute Nacht, Lotti: Die Igeldame geht in den Winterschlaf
Bis zum Frühjahr nimmt Jana Abschied von ihrem liebgewonnenen Pflegeigel.
Wuppertal. Der große Tag ist gekommen: Lotti zieht auf den Balkon. Wie bereits erwähnt, lag für sie ein neues Winterschlafhäuschen aus Holz unter dem Tannenbaum. Das wiederum steht jetzt in einer Überwinterungskiste. Die Kiste ist mittels Trennwand in zwei Bereiche aufgeteilt: Der vordere Bereich mit Wasser- und Futternapf kann von der Igeldame als kleine Aktionsfläche genutzt werden. Im hinteren Bereich steht das Schlafhäuschen. Zusammengeknülltes Zeitungspapier dient von außen als Isoliermaterial.
Im Inneren befindet sich eine Stroh-Küchenrolle-Mischung, die resistenter gegen Feuchtigkeit ist als das zuvor verwendete Zeitungspapier. Lotti scheint mit ihrer neuen Unterbringung zufrieden zu sein und beschnuppert sie neugierig mit der Nase.
Dass die Igeldame bereit für den Winterschlaf ist, merke ich nicht nur an ihrem Gewicht, sondern auch an ihrem immer kleiner werdenden Appetit. Über die Feiertage hat sie kaum etwas gegessen. Kein ungewöhnliches Verhaltensmuster für Igel kurz vor dem Winterschlaf. Futter werde ich ihr natürlich weiterhin hinstellen, so lange bis sie es irgendwann gar nicht mehr anrührt.
Wann das sein wird, entscheidet Lotti selbst. Bis dahin können einige Tage, aber auch Wochen vergehen. Obwohl ich vermutlich den Drang verspüren werde, nach Lotti zu sehen, muss ich mich mit dem Gedanken abfinden sie während ihrer Winterpause in Ruhe zu lassen. Einen kleinen Trick für überbesorgte Igelpfleger wie mich gibt es aber trotzdem: Sobald sich mein Pflegeigel zurückgezogen hat, werde ich mit zwei Stückchen Klebeband ein Blatt Toilettenpapier vor das Schlupfloch ihres Häuschens kleben. So kann ich — ohne ins Schlafhaus zu fassen — kontrollieren, ob die Igeldame ihr Häuschen verlassen hat. Ein bisschen traurig bin ich schon, weil ich mich sehr an meine stachelige Mitbewohnerin gewöhnt habe. Andererseits bin ich wahnsinnig stolz auf Lotti, die so lange fleißig gefuttert hat, bis sie ihr großes Ziel, den Winterschlaf, erreicht hat. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiede ich mich vorerst von ihr und kann es kaum erwarten sie im Frühjahr wiederzusehen